Gottes. Was liegt auch daran, wenn man in diesem Kampf unangenehmen Angriffen und Mißverständnissen ausgesetzt wird, wenn nur der Wille Gottes geschieht; das müßte für den gläubigen Christen eine Selbstverständlichkeit sein. Aber soll nicht wenigstens der Priester aus diesem Kampf herausgehalten werden?
Für viele, und nicht für die schlechtesten unter den Christen, verdichtet sich das ganze Problem zu der einen Frage: Priester und Politik. Zunächst wäre da zu sagen, daß das gar keine grundsätzliche Frage ist, sondern eine reine Zweckmäßigkeitsfrage. Grundsätzlich ist nämlich nicht einzusehen, warum ein Priester nicht das gleiche Recht haben sollte wie jeder Staatsbürger. Man kann also nur sagen: Ist es nicht ein Gebot der Klugheit, daß Laien den politischen Kampf führen, der Priester aber verschont bleibt? Diese Frage kann man ruhig bejahen. Man soll Priester nur dann in die politische Arena schicken, wenn besondere Gründe dafür sprechen, z. B. Mangel an geeigneten Laien oder besondere Eignung einzelner Priester. Aber in diesem Fall ist dann wirklich nicht einzusehen, warum nicht auch ein Priester die christlichen Grundsätze im Raum des Politischen vertreten soll. Man braucht auch gar nicht allzu ängstlich sein. Innerhalb und außerhalb der kirchlichen Mauern, diesseits und jenseits der Politik, wird der Priester immer den Angriffen der Kirchenfeinde ausgesetzt sein, ganz gleich, ob er persönlich Politik treibt oder nicht. Eines allerdings würde auch ich unter allen Umständen ablehnen: Politik auf der Kanzel. Auf der Kanzel soll nicht Politik getrieben werden, wenigstens keine Parteipolitik. Aber für falsch halte ich es, wenn gesagt wird, der Priester soll die Grundsätze, die sich aus christlicher Haltung heraus für die Politik ergeben, zwar ausarbeiten und Laien schulen, aber dem eigentlichen Kampf aus dem Weg gehen. Darin sehe ich geradezu ein Stück Feigheit. Warum sollen nur die Laien den Kopf hinhalten und die Priester sich im Hintergrund halten? Ich verstehe es, wenn die katholische Aktion als solche sich nicht in die Tagespolitik einmischen will; wenn aber der Priester grundsätzlich ,, verschont" bleiben soll von dem Kampf, dann hätten wieder einmal unsere Gegner recht, wenn sie uns ,, jesuitische Heuchelei" vorwerfen. Nein, wir Priester müssen Bannerträger sein, dafür sind wir geweiht; Bannerträger der Wahrheit und des Rechts, auch dort und gerade dort, wo sie angegriffen werden, also auch im Raum des Politischen . Wenn genügend fähige Laien vorhanden sind, gut; aber grundsätzlich dürfen wir uns nicht ausschließen.
Demokratische Politik
Das Fundament, auf dem wir aufbauen müssen, haben wir jetzt kennen gelernt: christliche Gesellschaftsordnung, christliche Politik.
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