Politik dem Willen des Schöpfers entspricht, also der Schöpfungsord­nung, der Urwirklichkeit.

Wir wollen die deutsche Politik christlich gestalten, nicht aus Angst um das Christentum, sondern aus Angst um den Staat, um das deutsche Volk, das gerade in der letzten Generation dreimal ins Un­glück gestürzt wurde. Warum? Weil weder die liberale Politik vor 1918, noch die rote Politik nach 1918, noch die braune Politik nach 1933 christlich orientiert war. Wir haben gegen den Nationalsozialis­mus, gegen den Liberalismus und gegen den Marxismus gekämpft, nicht in erster Linie aus Angst um die Kirche, weil ,, die Religion Ge­fahr war das haben unsere Gegner uns angedichtet; wir haben dagegen gekämpft aus der klaren Erkenntnis heraus, daß eine deutsche Politik nach anderen als christlichen Grundsätzen das deutsche Volk ins Unglück führen muß und wir haben leider Gottes- recht be­kommen. Man denke an 1918, 1933 und 1945.

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Damit ist auch die grundsätzliche Frage schon beantwortet: Was ist eigentlich christliche Politik? Wir müssen uns zuerst von der vulgären Auffassung freimachen, daß Politik nichts anderes ist als Streit und Zank um die alltäglichen Sorgen der Wirtschaft und der Tagesaufgaben. Politik ist etwas Großes, fast möchte ich sagen etwas Heiliges. Wir haben bereits darauf hingewiesen, daß Politik die Wis­senschaft und die Kunst ist vom Zusammenleben der Menschen. Es gibt auf der Welt mehr als zwei Milliarden Menschen, und diese sollen in Ruhe und Ordnung zusammenleben, ohne daß sie immer wieder in jeder Generation in einen blutigen Bruderkampf gestürzt werden. Ist das nicht eine große und heilige Aufgabe, dieses Zusam­menleben der Menschen so zu ordnen, daß es eben eine Ordnung ist und nicht ein Chaos wird?

Wir haben auch bereits gesehen, daß es nur eine Ordnung gibt, die eine gewisse Garantie wenigstens in sich trägt, den Menschen das große Glück des Friedens zu gewähren. Nicht eine Ordnung, die von Menschen erdacht, konstruiert ist, sondern nur die Ordnung, die vom Schöpfer hineingelegt ist, bietet in sich die Gewähr, daß sie rich­tig ist, und das ist eben christliche Politik, das Zusammenleben der Menschen nach dem Willen des Schöpfers zu formen und zu ge­stalten.

Es hat etwas Bestechendes an sich, wenn immer wieder gesagt wird, diese grundsätzlich, wenn ich so sagen darf, philosophische Poli­tik bejahen wir, aber wir wollen nicht in die praktische Politik, in die technische Seite der Politik eingreifen. Ich kann mir nicht helfen, aber ich sehe darin eine Inkonsequenz, die man vor dem Gewissen nicht verantworten kann, und manchmal habe ich den Eindruck, daß die Angst vor der Tagespolitik größer ist als die Sorge für den Willen.

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