Das deutsche Volk ist zweimal zusammengebrochen innerhalb einer Generation. Das ist eine furchtbare Tatsache, vor der wir stehen, eine Tatsache, so furchtbar, daß die meisten Deutschen noch gar nicht die Kraft haben, dieser Tatsache mutig ins Angesicht zu schauen. Aber ebenso groß ist die Aufgabe, die uns gestellt ist: Auf­bau eines neuen Staates, einer neuen Wirtschaft, einer neuen Sozial­ordnung. Zusammenbruch und Aufbau: in diesen beiden Worten liegt das Schicksal, das uns aufgegeben ist.

Am Zusammenbruch läßt sich nichts mehr ändern. Kein Mensch, keine Partei, keine Religion kann den Zusammenbruch ungeschehen machen. Wir können nur eines: zusammenstehen, die Zähne aufein­ander beißen und mit vereinten Kräften uns großhungern und durch­kämpfen, bis auch unserem Volk wieder das Morgenrot einer besse­ren Zeit leuchtet.

Aber der Aufbau! Wehe uns, wenn der Aufbau mißlingt, wenn die Weichen falsch gestellt werden, wenn wir auf einem brüchigen, fal­schen Fundament aufbauen. Alles kommt darauf an, daß wir ein festes, gesundes Fundament legen. Kommende Geschlechter werden uns segnen oder verdammen, je nachdem es uns gelingt, den Weg zu finden, der aus dem Chaos herausführt. Das ist die geschichtliche Mission, die wir heute haben. Eine Fülle von Problemen steigt da vor unserem Auge auf. Ich will versuchen, eine Übersicht über die Pro­blematik unserer Zeit zu geben. Ich spreche daher:

Von der Not der Gegenwart.

Von der Schuld der Vergangenheit. Von dem Weg in die Zukunft.

Die Not der Gegenwart

Wer die Probleme meistern will, muß von Tatsachen ausgehen. Wir stehen vor vier Tatsachen.

Wir haben zwei Kriege verloren, zwei Weltkriege, wie sie noch nie dagewesen, und zwar innerhalb einer Generation. Folge: ein Chaos materieller Art von ungeahntem Ausmaß.

Wir haben zwei Revolutionen gehabt, die beide verunglückt sind: 1918 die rote Revolution, 1933 die braune Revolution. Folge: Chaos geistiger Art von ungeahntem Ausmaß.

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