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tätig wären und sich durchsetzen könnten. Aber grundsätzlich muß ich immer wieder sagen, ich glaube bestimmt, daß es der Wille des Schöpfers ist, daß Menschen bewußt und systematisch versuchen, Ernst zu machen mit der christlichen Ordnung auch im Raum des Politischen und Wirtschaftlichen , und dazu braucht man eben eine Partei.
Ich zweifle auch sehr stark, ob die anderen Parteien in dem Augenblick noch ein Interesse haben, die Gefühle gläubiger Christen zu schonen, wenn keine Partei mehr da ist, die grundsätzlich die christliche Auffassung vertritt und also den anderen Parteien Konkurrenz bietet. Es ist bemerkenswert, welch ein Zartgefühl zur Zeit, wie es scheint, in allen Lagern gegenüber christlichen Auffassungen bekundet wird. Selbst die Kommunisten sagen, sie wollen den Kampf gegen die Kirche liquidieren. Ich halte es nicht für ausgeschlossen, daß es ihnen ernst ist, denn die Erfahrungen der letzten Jahre haben gezeigt, daß ein Kampf gegen die Kirche unrentabel ist; aber ich zweifle, daß die Parteien, wenn sie an der Macht sind, darauf Rücksicht nehmen können, wenn sie nicht gezwungen werden durch eine christliche Partei. Wie man eine solche Partei nennt, ist Nebensache, ist nur eine Frage der Massenpsychologie. Ob es besser ist, sich offen christlich zu nennen oder nicht, ist diskutabel. Es kommt nicht darauf an, ob in einer Verfassung oder in einem Programm das Wort Gott vorkommt, es kommt nur darauf an, daß die Grundlinien dem Willen des Schöpfers entsprechen. Es war nicht ganz richtig, als gewisse kirchliche Kreise die Weimarer Verfassung deshalb ablehnten ,,, weil der Name Gott nicht in ihr vorkommt".
Es handelt sich bei unserer Frage nicht primär um Verteidigung und Vertretung christlicher Belange. Das wäre Kirchenpolitik oder konfessionelle Politik, die auch einmal notwendig sein kann, aber nur ein Ausschnitt aus dem großen Gebiet des Politischen ist. Eine Partei, die in Deutschland Macht zu gewinnen sucht, muß deutsche Staatspolitik treiben und sonst nichts, andernfalls wirkt sie wie ein Fremdkörper und wird vom Standpunkt des Staates aus nicht mit Unrecht abgelehnt werden. Man hat auf der anderen Seite das immer betont; daher der Vorwurf des Ultramontanismus. Gut, einverstanden! Wir wollen nichts als deutsche Politik treiben; aber man kann deutsche Politik nach christlichen Grundsätzen und deutsche Politik nach heidnischen Grundsätzen, nach liberalen, nach marxistischen, nach völkischen Grundsätzen gestalten. Das ist ein großer Unterschied. Als gläubige Christen glauben wir, daß nur eine deutsche Politik, die nach christlichen Grundsätzen ausgerichtet ist, gesund ist, d. h. dem deutschen Volk Segen und Heil bringt, weil nur eine solche
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