kann eher umgekehrt sagen, je mehr Parteien, desto schärfer die gegeseitige Kontrolle, desto- weniger die Möglichkeit der Parteiwirt­schaft im üblen Sinn des Wortes. Übrigens gibt es genug Möglich­keiten in der Verfassung, dafür zu sorgen, daß allzu kleine Partei­gruppen unberücksichtigt bleiben, wodurch sie sich dann von selbst erledigen.

Grundsätzlich bin ich heute noch der Auffassung, die ich in mei­nem Büchlein ,, Die christliche Weltanschauung im Kampf der Gei­ster" dargelegt habe, daß es nur vier Weltanschauungen gibt und geben kann. Die Folge davon ist, daß es mindestens vier Parteien geben muß, vorausgesetzt, daß man nicht eine mit Gewalt unter­drücken will. Es ist wohl damit zu rechnen, daß in der nächsten Zu­kunft eine völkische Partei entsprechend der völkischen Weltan­schauung von der Besatzungsbehörde nicht zugelassen wird, worüber sich diese Herren nicht beklagen dürfen, nachdem sie ja selbst im Jahre 1933 die kommunistische Partei mit Gewalt unterdrückt haben und später die anderen Parteien zur ,, Selbstauflösung" zwangen.

Konfessionelle Partei? Eine schwierige Frage. Die Antwort hängt wesentlich ab von der Stellung, die man zu der anderen Frage ein­

nimmt:

Gibt es ein christliches Staatsbild?

Gibt es eine christliche Wirtschaftsauffassung? Gibt es eine christliche Gesellschaftsordnung?

Wenn nein, dann hat auch eine christliche Partei keine Daseins­berechtigung. Es kann aber seit den Enzykliken von Leo XIII . und Pius XI. keinen Zweifel mehr geben, daß die katholische Kirche an eine christliche Gesellschaftsordnung glaubt. Pius XII. hat in seiner Radiobotschaft Weihnachten 1944 klipp und klar erklärt: ,, Es gibt nur eine Lösung, nur ein Heilmittel: zurück zur gottgewollten Ord­nung, auch in den Beziehungen zwischen den Staaten und Völkern; zurück zu einem wahren Christentum im Staat und unter den Staa­ten. Man sage nicht, das sei keine Realpolitik. Die Erfahrung sollte allen gezeigt haben, daß die nach den ewigen Wahrheiten und den göttlichen Gesetzen ausgerichtete Politik die realste und wirklich­keitsnächste Politik ist. Die ,, Realpolitiker", die anders denken, schaffen nichts als Ruinen."

Wer aber das Ziel will, muß auch den Weg wollen. Das ist ein alter Grundsatz. Wer überzeugt ist, daß nur die von Gott gesetzte Ord­nung wieder Ordnung bringt in die Unordnung unserer Zeit, der muß dann auch den Mut zur Konsequenz haben und eine Partei wollen, die grundsätzlich christlich eingestellt ist.

Eine andere Frage ist es, ob das Zentrum bzw. die Bayerische Volkspartei vor 1933 in diesem Sinne gearbeitet haben. Im großen

41