schaftsordnung, so wenig, wie es eine christliche Politik oder eine christliche Philosophie gibt. Christlich in diesem Sinne heißt nur: gemäß dem Willen des Schöpfers. Dieser Grundsatz könnte auch außerhalb des Christentums verwirklicht werden: aber die Geschichte hat gezeigt, daß die Menschheit immer in die Irre gegangen, wenn sie sich nicht von Christus hat führen lassen. Es geht nicht ohne Christus. Christus führt uns zum Vater und damit zum Schöpfer und damit zur Natur und zur Wirklichkeit; alles andere ist Phantasie, wenn nicht gar böser Wille.

Damit haben wir bereits die Basis gefunden zur Diskussion über das heikle Thema Religion und Politik. Immer wieder kann man Stimmen hören, und es sind wahrhaftig nicht die schlechtesten hüben und drüben, die eine Verquickung von Religion und Politik als Un­heil bezeichnen. Freilich muß gleich hier gesagt werden, gerade die Erfahrungen der letzten Jahre haben uns wieder eindringlich gezeigt, daß diejenigen, die vor der Machtergreifung nicht genug wettern können gegen diese angebliche Verquickung von Religion und Poli­tik, die doch auf verschiedenen Ebenen liegen, wie sie sagen, nach der Machtergreifung keine Gelegenheit vorübergehen lassen und keine politische Rede schließen ohne Seitenhiebe gegen die Religion und ihre Vertreter oder gar ohne merkwürdig anmutende Anrufung des Allerhöchsten.

Auch hier müssen wir verschiedene Fragen unterscheiden, um die letzten Zusammenhänge zu begreifen.

Sollen wir uns überhaupt als Katholiken um Politik kümmern oder wollen wir uns zurückziehen auf das rein Religiöse, auf den Raum des Übernatürlichen, auf die Arbeit für das Reich Gottes?

Sollen wir uns einer Partei anschließen oder ist Politik ohne Par­tei möglich, vielleicht gar das Ideal?

Ist eine konfessionelle Partei wünschenswert? Sollen und können wir da weiterarbeiten, wo wir 1933 aufgehört haben?

Sollen wir etwa auf eine eigene Partei verzichten und in anderen Parteien quer hindurch Einfluß zu gewinnen suchen nach eng­lischem Vorbild?

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Was ist eigentlich christliche Politik? Beschränkt sich diese auf Verteidigung der sogenannten kulturpolitischen Belange?

Sollen sich auch Priester am politischen Leben beteiligen oder sollen sie nur die letzten Grundsätze herausstellen und Laien schulen, die praktische Arbeit in der staubigen Arena der Politik aber den Laien überlassen?

Grundsätzlich können und müssen wir wohl sagen:

Es ist ein weltfremder überstiegener Idealismus und Spiritualis­mus zu meinen, man könne Reich Gottes bauen ohne irdische Unter­

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