dieses Leben weitergegeben wird. Die Familie soll das natürliche Leben, die Kirche das übernatürliche Leben weitergeben. Familie und Kirche sind also vom Schöpfer gewollte, von der Natur des Men­schen geforderte Gliedgemeinschaften.

Mit dem Gattungstrieb korrespondiert der Erhaltungstrieb; das Leben des Menschen würde absterben, wenn nicht für seine Erhal­tung gesorgt wird. Dazu benötigt der Mensch auf der einen Seite gewisse Lebensgüter, wie Nahrung, Kleidung und Wohnung, auf der anderen Seite braucht er Ruhe und Recht, um den Frieden mit seinen Mitmenschen leben zu können und nicht ständig von Raub und Mord bedroht zu sein. Für diese doppelte Aufgabe sorgen nach dem Willen des Schöpfers zwei weitere Gliedgemeinschaften: die Wirtschaft, d. h. die planmäßige Unterhaltsvorsorge in der Form des Berufsstandes, und der Staat, der für Recht und Ruhe und Frieden zu sorgen hat. Stand und Staat sind also zwei ursprüngliche Glied­gemeinschaften, von der Willkür des Menschen unabhängig.

Jetzt ist das Bild der christlichen Gesellschaftsordnung fertig. Ent­sprechend den vier Komponenten, die zu jeder Ordnung gehören, haben wir also folgende Struktur:

Gott ( Einheitsprinzip),

Mensch( Prinzip der Verschiedenheit),

Gesellschaft( Prinzip der Vielheit),

Familie

Kirche

( Prinzip der Gliederung)

Stand

Staat

Hoffentlich ist es Ihnen jetzt nicht schwindelig geworden bei unse­rer Wanderung durch die Tiefen und Höhen der Gesellschaftsphilo­sophie; aber es ist dringend notwendig, daß der Mensch in der Ent­scheidung, in der wir nun einmal stehen, sich Gedanken macht über die letzten Zusammenhänge. Wir dürfen nicht wieder blindlings dem Verderben entgegengehen. Wir sehen aber auch jetzt hier den ge­waltigen Unterschied zwischen christlicher und sozialistischer Gesell­schaftsordnung, von der liberalen Ordnung, die ja keine Ordnung, sondern eine Unordnung aus Prinzip ist, und von der faschistischen Ordnung, die Ausfluß reiner Willkür ist, ganz zu schweigen. Die erste Station auf dem Weg in die deutsche Zukunft kann also nur heißen: christliche Gesellschaftsordnung.

Religion und Politik

Hoffentlich stoßen Sie sich nicht an dem Wort., christliche Gesell­schaftsordnung". Streng genommen, gibt es keine christliche Gesell­

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