Gibt es eine bestimmte Gesellschaftsordnung? Wo finden wir sie? Welche Gesellschaftsordnung gibt uns Gewähr, daß sie nicht wieder in Bälde in das Chaos führt? e
Die gegenwärtige Katastrophe zeigt uns in sehr eindrucksvoller und spürbarer Art, daß da etwas nicht gestimmt hat, daß etwas nicht in Ordnung ist. Instinktiv glaubt der normale Mensch, daß es eine Ordnung geben muß und geben kann, daß solche Katastrophen ver- mieden werden’können. Alles hängt davon ab, daß wir die richtige Ordnung finden, den richtigen Weg einschlagen. Der Liberalismus hat gesagt, es gibt überhaupt keine Ordnung. Man solle jedem einzelnen die Freiheit lassen, dann würde sich von selbst mit der Zeit eine gewisse Harmonie herausbilden. Das Fiasko dieser Gesellschaftsauf- fassung haben wir in den letzten Jahrzehnten erlebt. Mit Recht hat der Sozialismus hier mit der Kritik eingesetzt und gesagt, wir brau- chen eine Planwirtschaft. Wir brauchen eine Massenbewegung, welche die geselischaftliche Entwicklung nach einer bestimmten Richtung vorwärtstreibt. Der Mensch kommt aber nicht herum um die Frage: Ist nun die sozialistische Ordnung die Ordnung, oder gibt es noch eine andere Ordnung, die vom Schöpfer in die Welt hineingelegt ist? Diese natürliche Gesellschaftsordnung, die der Mensch aus der Natur der Dinge herauslesen kann, allerdings unter Anleitung der gött- lichen Offenbarung, nennt man gewöhnlich die christliche Gesell- schaftsordnung. So spitzt sich tatsächlich heute die Situation zu auf die Frage:
Sozialistische oder christliche Gesellschaftsordnung?
Auch Pius XI. hat in der Enzyklika Quadragesimo anno als letzten Trennungsgrund des Christentums vom Sozialismus„die dem Sozialis- mus eigene Gesellschaftsauffassung“ erwähnt. Das ist also die erste Station auf dem Weg in die Zukunft: christlie h, nicht sozia- listisch.
Damit stehen wir von selbst auch vor dem schwierigen Problem Religion und Politik. Es liegt eine Tragik über diesen beiden. Sie können sich nicht finden und können auch nicht: voneinander lassen. Wieviel Unklarheit herrscht doch auf diesem Gebiet! Eine Auseinandersetzung dieser ganzen Problematik ist ein.Gebot der Stunde, eine notwendige Station auf unserem Weg in die Zukunft.
Eine dritte eindringliche Lehre hat. uns der Nationalsozialismus gegeben; nicht Diktatur, nicht absoluter Staat, nicht totaler Staat, sondern Demokratie; und so heißt die dritte Aufgabe, die uns bevorsteht, Auseinandersetzung mit dem Wesen der modernen De- mokratie. Wir bejahen die Demokratie, nicht nur weil die Sieger es
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