Unser Grundsatz müßte heißen:

Überall, wo Christus angegriffen wird, da müssen wir da sein und kämpfen. Christus wird aber nicht erst angegriffen in dem Augen- blick, wo die Kirche angegriffen wird. Christus wird angegriffen, wenn Gerechtigkeit und Liebe in Wirtschaft und Politik verletzt werden, wenn die Menschenwürde mit Füßen getreten wird, wenn Freiheit und Recht nicht mehr geachtet werden. Nicht aus Angst um die Kirche, sondern aus Angst um unser Volk sind wir Christen verpflichtet, Politik zu treiben.

Es ist begreiflich, wenn heute immer wieder gefragt wird, warum das Zentrum und die Bayerische Volkspartei , die doch bewußt auf dem Standpunkt der christlichen Weltanschauung standen, im Jahre 1933.dem Ermächtigungsgesetz zugestimmt haben. Die Sozialisten werfen uns das immer wieder vor, leider nicht mit Unrecht. Erinnern wir uns kurz an die Situation von damals. Hitler hatte in der März- wahl 1933 44 Prozent der Stimmen bekommen. Dazu kamen noch 8 Prozent, die auf die Deutschnationale Volkspartei und auf die Deutsche Volkspartei , die sogenannte Harzburger Front, fielen, zu- sammen also 52 Prozent und damit die Mehrheit. Nun wollte Hitler die Ermächtigung bekommen, daß er für vier Jahre schalten und walten konnte nach seinem‚genialen Willen, ohne Befragen des Reichstags. Das war eine Verfassungsänderung und-dazu brauchte er zwei Drittel Stimmen, also 67 Prozent. Daher war er gezwungen, das ‚Zentrum und die Bayerische Volkspartei aufzufordern, ihm diese Ermächtigung zu erteilen. Nur so konnte er die notwendigen Stim- men erhalten. Nach langem Hin und Her haben sich diese beiden Parteien in letzter Stunde entschlossen, ja zu sagen. Ich habe das immer für einen großen Fehler angesehen und habe auch bereits damals, acht Tage nach der Abstimmung, meine Meinung offen aus- gesprochen. Ich habe daher ein Recht, heute darüber zu sprechen, und habe auch ein Recht, die Männer, die damals ja sagten, nicht zu verteidigen das kann ich nicht aber doch zu verstehen und zu entschuldigen.

Stellen Sie sich einmal einen Mann vor. der vierzehn Jahre lang aus innerster Überzeugung gegen Hitler gekämpft hat, weil er im Nationalsozialismus ein Unglück für unser Volk sah. Nun kommt der März 1933. Hitler hat mit Hilfe der Deutschnationalen die Mehrheit. Was soll der besagte Mann jetzt tun? Nach wie vor ist er der Über- zeugung, daß der Nationalsozialismus ein Unglück ist. Aber was kann er jetzt tun? Es gibt vier Möglichkeiten.

Erste Möglichkeit: Der Mann denkt sich, jetzt ist mir alles gleich, ich gehe ins Ausland. Das haben manche getan; vielleicht mußten es

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