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Ohren drangen:« Wir wollen jetzt beten für Ihre Landsleute; die in Südfrankreich wohnen und heute mit besonderem Heimweh ihre Gedanken nach Dieuze richten. Sie denken an uns, und wir denken an sie. Wir werden uns wiedersehen. Das ist unsere feste Hoffnung. Sie werden wiederkommen.>>

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Bischof Sebastian von Speyer weilte im Mai 1941 drei Tage bei uns in Dieuze . Wir bereiteten ihm einen glänzenden Em­pfang. In beiden Sprachen wurde ihm zugejubelt. Auf der Kanzel bedauerte er, nicht französisch predigen zu können und bat mich, an seiner Stelle, den französischsprechenden Katholiken seinen Dank zum Ausdruck zu bringen. Wir waren alle ergriffen, als unser Künstler Jean Scherrer auf der Empor­bühne Melodien französischer Lieder der Orgel entlockte. Ohne darauf vorbereitet zu sein, begannen zuerst die Kinder diese Lieder zu singen, und bald durchbrausten die begeistern­den französischen Gesänge unsere altehrwürdige Kirche. Die Dieuzer erlebten wieder eine schöne Stunde, wie es früher vor dem Krieg gewesen war. Offiziell reklamierte niemand. SS­Oberführer Dunkern war ungewollt unser Retter, da ja ein strenges Verbot den Gebrauch der französischen Sprache untersagte. Die Gemahlin eines reichsdeutschen Professors schien ob der französischen Predigten, mehr noch wegen der französischen Gesänge Krämpfe bekommen zu haben. Sie << Wie protestierte einmal bei mir gegen diesen« Unfug». lange wollen Sie denn noch französisch predigen?» fragte sie. In aller Ruhe bekam sie die Antwort:« Unsere Einheimischen geben sich Mühe, deutsch zu lernen. Doch Lessing hat schon gesagt:« Deutsche Sprack, schwere Sprack.» Die Erfahrung lehrt, dass drei Generationen verschwinden müssen, bis die Muttersprache endlich verschwunden ist. In hundert Jahren hören Sie kein französisch mehr in Duss. Gedulden Sie sich bis dorthin<>>

Jean- Martin Moye , in Cutting am 27. Januar 1730 geboren, bis 1783 Missionar in China , ist der Ordensgründer der Schwe­stern der göttlichen Vorsehung von Portieux , die ihr lothrin-, gisches Mutterhaus in Saint- Jean- Bassel haben. Seine Schwe­ster schenkte ihm ein grösseres Anwesen in Cutting, in dem abbé Moye ein Noviziat einrichtete. Die Revolutionswirren vertrieben den eifrigen Priester nach Trier , wo er am 4. Mai 1793 im Rufe der Heiligkeit starb. Dieses Noviziat überlebte die stürmischen Revolutionszeiten. Das Klostergebäude wurde 1870 umgebaut und im Jahre 1925 neu restauriert. Das Ge­burtshaus des ehrwürdigen abbé Moye dient als Kapelle.

Bis zum Einmarsch der Nazi in Lothringen wirkten hier drei, vier Schwestern. Sie leiteten die Mädchenschule des Ortes und waren Krankenpflegerinnen für Cutting und Umgegend. Gauleiter Bürckel hob 1941 die lothringischen Klöster auf. Da aber Cutting so weit von jeder Stadt entfernt liegt, schie­nen die Nazi das Schwesternhaus von Cutting vergessen zu ha­ben. So wäre es wohl auch geblieben, wenn nicht durch Zufall der Führer des Nazifrauenbundes von Château- Salins , Wentz mit Namen, in seinem Auto durch das Dorf gefahren wäre und bei der Besichtigung des Hauses im Garten herrliche Mira­bellen in überaus grosser Menge festgestellt hätte. Ohne viel