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Der Pfarrer:«Ich habe nicht zu wählen. Ich muss in Lothringen verbleiben. Was habe ‚ch verschuldet?»
Der Agent:«Das nachzuweisen, würde zu lange dauern..
Der Pfarrer:«Für all mein Hab und Gut, das ich zurück- lassen muss, zahlen Sie mir nur 2000 Fr. Und Sie sperren die Juden als Wucherer ein.» Es erfolgte keine Antwort.
Die beiden Autokars langten spät nachmittags am Bahn- hof von Epinal an. Die 28 Verbannten waren hier buchstäb- lich aufs Pflaster gesetzt worden. Was anfangen? Wohin gehen? Keine Ausweispapiere! Keine Lebensmittelkarten! Keine Wäsche! Nur 2000 Fr.! Welch unsichere Zukunft! Die 38 Sou- tanen zogen naturgemäss die Aufmerksamkeit der Leute an. Fragen wurden gestellt. Da drang von der Stadt her eine Gruppe deutscher Feldgendarmen gegen den Bahnhof. Flugs zerstreuten sich die Vertriebenen. Ein Kaplan von Epinal ver- wies seine heimatlosen Mitbrüder in das Kolleg Saint-Joseph der Stadt. Hier wurden alle mit dem grössten Entgegenkommen aufgenommen. Sie waren jetzt wenigstens unter Dach. Hart, sehr hart- gestalteten sich die paar ersten Wochen, bis aus Lothringen Kleider und Wäsche ankamen. Der Hochwürdigste Herr Bischof von Saint-Die wies nach und nach allen lothrin- gischen Priestern Seelsorgerstellen an. Erzpriester Berthel von Sarreguemines war ihr Vertreter beim Bischof von Saint-Die .
4. Kurzberichte über die einzelnen Ausgewiesenen.
1.-Adam Fernand, Ordenspriester, Pfarrer in Abreschwäiler, fand Anstellung in Claudon und ist. heute wieder in seinem Oblatenkloster-/
2, Adam Jean, 1884 in Etzling geboren, Pfarrer in Coche- ren, wirkte in Saizerais und Rosieres. Bei seiner Verhaftung in Cocheren sollte Adam, nach Ansicht der Gestapo , über den ergiebigen Fund ihrer so gross angelegten Haussuchung, statt spöttisch zu lächeln, eher am ganzen Leib wie Espenlaub er- zittern, denn die hohen Herren entdeckten zwei staatsgefähr- liche Geheimdokumente,. nämlich das bekannte Buch
«Cathrein, der Sozialismus» sowie einen Zeitungsartikel der «Westmark», der besagt, Minister Hess sei in einem Augenblick voller Geistesumnachtung‘nach England geflogen. Der arme Cathrein musste unverzüglich dem Feuertod überliefert wer- den. Was die Gestapo mit dem in allen deutschen Zeitungen erschienenen Presseartikel vorhatte, entzieht sich unserer Kenntnis. Wusste denn die Geheimpolizei nicht, dass seit dem Flug des Ministers Hess nach England selbst Reichsdeutsche einen neuen Refrain zu dem bekannten Englandlied sangen. Nach den Worten:«Leb wohl, mein Schatz, denn wir fahren, ‘ denn wir fahren, denn wir fahren nach Engeland», folgte jetzt die Strophe::
«Und fährst du mal nach Engeland, dann bist du gleich ’verrückt genannt.» Wir fahren... wer immer so noch weiter- singt, kein Pardon gibt’s, Herr Himmler ihn nach Dachau bringt.»
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