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und zwei Beamte des Stillhaltekommissars an der Klosterpforte und verlangten einen Herrn Klein zu sprechen, der hier wohne. Dieser Herr Klein war kein anderer als der Kapuzinerguardian Pater Ildephonse. Rieder gab folgende kurze, aber inhaltschwere Erklärung ab:« Gemäss der Verordnung des Gauleiters Bürckel ist das Kloster aufgelöst.» Herr Klein sollte nun angeben, wohin sich die Ordensleute begeben wollten. Deutschland käme nicht in Frage, da kein einziger Ka puziner Reichsdeutscher sei. Das Elsass dürfe auch nicht gewählt werden, weil dort sämtliche Klöster in kürzester Frist ihre Pforten ebenfalls schliessen müssten. Die Patres könnten jedoch im besetzten Frankreich Zuflucht, nehmen. Besser wäre es allerdings, das Kloster zu verlassen, den Beruf zu wechseln und in die Familien zurückzukehren. Die Herren sollten dann sofort beim Arbeitsamt vorsprechen. Die Antwort des Patres Guardian lautete: Jedem meiner Untergebenen steht es frei, einen beliebigen Entschluss zu fassn. Von Berufswechsel kann jedenfalls keine Rede sein. Der Kreisleiter erwiderte, er habe ja auch schon öfters den Beruf gewechselt. Man solle sein Beispiel nachahmen. Eine anderthalbstündige Aussprache verlief resultatlos. Die Beamten des Stillhaltekommissars kontrollierten die Einnahmen und die Ausgaben des Haushaltebuches und erklärten die Klosterkasse als beschlagnahmt. Die drei Reichsdeutsche verliessen sodann das Haus.
Nach Rücksprache mit dem Provinzial beschloss man die Abreise in das unbesetzte Frankreich .
Am 19. Juni 1941 kam während des Mittagessens Kreisleiter Rieder abermals ins Kloster von Bitche . Diesmal brachte er ausser den zwei Beamten des Stillhaltekommissars, wohl zur Einschüchterung, noch einen Gestapoagenten mit. Auf die Frage, ob bei einigen Herren Berufswechsel eingetreten wäre, versicherte Pater Guardian: Kein Kapuziner wird sein' geistliches Kleid ablegen. Kein einziger verlässt freiwillig sein ihm liebgewordenes Kloster. Unsere Ordensregel schreibt vor: Wenn die Brüder in einem Land nicht aufgenommen werden, sollen sie in ein anderes fliehen. Wenn die Deutschen uns wirklich vertreiben, dann lassen wir uns zwangsweise nach dem unbesetzten Frankreich abschieben. Pater Guardian Ildephonse wiederholte nochmals, dass die Klostergebäude Eigentum des Bistums wären, die nach einer Erklärung Bürckels doch unangetastet bleiben müssten. Kreisleiter Rieder fand auf diese Erwägungen überhaupt keine Antwort, nahm das Geld der Klosterkasse, im ganzen 2859 Mark, mit und verschwand mit seinen Begleitern.
Der Chef des Arbeitsamtes von Pirmasens sprach einige Tage später ebenfalls im Kloster vor und verlangte die Namen der Ordensleute, die den Beruf zu wechseln gedachten. Auf die Erklärung des Patres Ildephonse, dass kein Kapuzi ner alljährlich, wie andere Herren, den Beruf umschalte, klappte der Arbeitseinsatzdirektor seine Mappe zu und ging fort.
Generalvikar Louis von Metz gab mit Zustimmung des Provinzials folgenden Patres für die Kriegsdauer eine Pfarr


