daß zuletzt er allein auf der Bank gesessen hatte. Darauf war er aufgestanden, und die andern hatten sich wie­der gesetzt. Am meisten kränkte ihn, daß auch Rada aufgestanden war. Das ist gemein, dachte Fobich. Er hat mein Unglück verschuldet. Seine Schuld ist es, daß ich jetzt sterben muß. Und er, er weigert sich, neben mir zu sitzen.

Es nahten Schritte. Eisen klirrten. Rada wurde in den vergitterten Raum zurückgeführt. Er weinte nicht, aber er hatte geweint, seine fahlen Wangen waren naẞ. An seinen Wimpern hingen noch Tränen. Er wußte es wahr­scheinlich nicht, er wischte sie nicht ab. Seine Beine zit­terten so sehr, daß er nur mit großer Mühe die Bank erreichte. Musil rückte ein Stück weiter und machte ihm an der linken Ecke Platz.

,, Wird man uns nichts mehr zu essen bringen?" fragte der Mann, der rechts neben Musil saß.

,, Wir werden bis zwölf nicht verhungern", sagte der Mann, der an der rechten Ecke saẞ.

,, Zwei Paar Würstel hätt ich gern", sagte der Hungrige. ,, Friedenswürstel natürlich. Mit Kren. Und ein Krügel Pilsner dazu. Aber Friedens- Pilsner, nicht das elende Gesöff, das jetzt gebraut wird."

Musil wollte Rada nicht anblicken. Er hätte gern ge­sagt: ,, Rada, wisch dir das Gesicht ab." Aber er sagte es nicht. Er hatte das Bedürfnis, mit Rada zu sprechen. Aber er bezwang sich und wartete ab, ob Rada etwas sagen werde. Er war erlöst, als Rada nach einigen Mi­nuten die Hand hob und mit dem Ärmel der Sträflings­jacke das Gesicht trocknete.

,, Jetzt dauert es nicht mehr lang", sagte Rada. ,, Noch eine Viertelstunde, schätze ich", sagte Musil. Er wandte das Gesicht Rada zu und sagte: ,, Wenn ich alles

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