überlege... Es ist ein Wunder, daß sie ihn nicht ge- fangen. haben.

Rada nickte und deutete mit einer Kopfbewegung an, daß die Wache jedes Wort hören konnte.

Musil lächelte.Keine Angst , sagte er.Die Dumm- köpfe wissen heute weniger als vor allen Verhören. Er fürchtete nicht mehr, daß es der Gestapo gelingen werde, Novak zu fangen. Sie hatte ihn bis heute nicht gefangen, es war so gut wie sicher, daß sie ihn jetzt nicht mehr fangen. werde. Musil dachte mit Genugtuung an die vergeblichen Versuche der Gestapo , denHaupt- rädelsführer ausfindig zu machen. Er dachte mit Ge- nugtuung an Noväk und die andern Mitkämpfer, die der Gestapo unbekannt geblieben waren. Er dachte: Sie werden weiterkämpfen. Es ist nicht schad um uns. Was wir tun konnten, haben wir getan. Die weitere Arbeit müssen wir den andern überlassen.

So tief war Musil in diese Gedanken versunken gewe- sen, daß er vergessen hatte, die letzte Viertelstunde sei gekommen. Er blickte den still, reglos neben ihm sitzen- den Rada an und sagte:Eins tut mir leid: daß aus unsrer Nachbarschaft in den Schrebergärten nichts ge- worden ist.

Rada regte sich nicht. Seine Beine zitterten nicht mehr. Seine ernsten, graublauen Augen verrieten. nicht mehr, was er gesehen hatte. Er sagte:Schade, daß ich dich nicht früher gekannt hab. Wir wären gute Freunde ge- worden.

Musil sagte:Wir sind gute Freunde geworden.

Rada sagte:Ja. Das ist wahr.

Draußen erschollen Stimmen, Rufe. Die Verurteilten glaubten, die Zeit sei um. Sie standen auf. Zuerst stand der Mann an der rechten Ecke der Bank auf, dann sein

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