Er lauschte. Er hörte keinen Laut, in dem benachbarten Zimmer schien niemand zu sein. Auch auf dem Gang war völlige Stille. Es verging eine Viertelstunde, der Offizier kehrte nicht zurück. Fobich blickte das große ‚Hitlerbild an, das zwischen zwei Fenstern an der Wand hing. Er zündete eine Zigarette an. Ich habe mir nichts vorzuwerfen, dachte er. Ich habe Hitler treu gedient. Ich habe die Abteilung IN gut verwaltet. Kein anderer hätte sie besser verwalten können. Ich habe willig das Odium des Verräters auf mich genommen, ich habe mich eindeutig vom ersten Tag an auf die Seite der Deutschen gestellt, sie haben allen Anlaß, mit mir zufrieden zu sein. Sie müssen mir dankbar sein, denn sie hätten kei- nen andern gefunden, der ihnen die Regelung des Eisen- bahnverkehrs so gut besorgt hätte. Die Sabotageakte waren unvermeidlich, sie können mir nicht zur Last ge- legt werden. Ich will das alles dem jungen Mann sagen, sobald er zurückkommt.
Es verging noch eine halbe Stunde. Fobich zündete noch eine Zigarette an. Er beschloß, nur noch diese Zigarette zu Ende zu rauchen und dann den Raum zu verlassen. Vielleicht hatte der junge Offizier vergessen, daß in sei- nem Arbeitszimmer ein Besucher saß. Während Fobich sich bemühte, eine so harmlose Auslegung seines Allein- seins glaubhaft zu finden, trat der Angstschweiß auf seine Stirn. Er wußte, daß an diesem Ort und in dieser Stunde kein Vorgang, kein Telephonanruf, keine Mel- dung einer Ordonnanz harmlos war. Die zwei Telephon- gespräche betrafen ihn. Die Meldung der Ordonnanz betraf ihn. Er rauchte die Zigarette hastig aus, wagte aber kaum zu atmen. Er wagte nicht, die Tür zu öffnen und das Zimmer zu verlassen. Er war überrascht, als der junge Offizier nach einer weiteren Viertelstunde
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