luege empfangen zu werden. Was hatte es zu bedeuten, daẞ Daluege einen jungen SS - Offizier beauftragte, den Besucher zu empfangen? Oder war es kein Besuch, war es ein Verhör? Fobich befürchtete es, weil der junge SS - Offizier seinen Namen nicht genannt hatte. Es war sichtlich ein Mensch mit ausgezeichneten Umgangsfor­men, keiner der vielen SS - Offiziere und Parteifunktio­näre, denen man auf den ersten Blick ansah, daß sie Räuber und Mörder waren. Ein schlanker, bartloser, sehr eleganter Mann. Das dunkelbraune Haar war in der Mitte gescheitelt. Die Stirn war sehr hell, fast weiß. Er hatte schmale, nervöse Hände, die mit einer sehr gro­Ben goldenen Zigarettendose spielten. Er bot Fobich eine Zigarette an, nahm die goldne Zigarettendose wie­der in beide Hände und sagte, mit ihr spielend: ,, Herr Sektionschef, es tut mir leid, daß ich Sie bitten mußte, Ihre wichtige Arbeit zu unterbrechen. Aber ich habe den Auftrag, einige Auskünfte bei Ihnen einzuholen, die uns kein andrer geben kann. Erzählen Sie mir bitte mög­lichst ausführlich und genau, wie Sie Ihre Abteilung or­ganisiert haben."

Fobich überlegte: War es ein Verhör oder hatte er einen Vortrag zu halten, den Vortrag eines Fachmanns, der einem Laien schwierige technische Probleme zu erklä­ren versucht. Er schilderte den Unterschied zwischen einem Eisenbahnnetz in Friedenszeiten und einem Eisen­bahnnetz im Kriege, besprach dann die besonderen Schwierigkeiten, die er infolge der Unverläßlichkeit des Personals zu überwinden hatte und gab eine leicht faẞ­liche Darstellung der wichtigsten eisenbahntechnischen Vorgänge, die das Funktionieren des komplizierten. Appa­rates ermöglichen. Der junge Offizier schien aufmerk­sam zuzuhören. Sein hübsches, blasses Gesicht verriet

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