,, Bitte sehr. Ich fahre sofort."

,, Schön. Es ist acht Uhr fünf. Also um acht Uhr fünfund­zwanzig."

Fobich war ein heftiger Schrecken in die Glieder ge­fahren. Er hatte stehend das Telephongespräch geführt. Er brauchte eine Minute, um sich zu besinnen, aber er durfte nicht säumen, er mußte sich beeilen. Was wollte Daluege? In den letzten Tagen war auf keiner Strecke etwas Besonderes vorgefallen. Vielleicht wollte Daluege hören, ob die Abteilung III die angekündigten großen Truppentransporte durch strengste Geheimhaltung der Verkehrsregelung gesichert habe, wie er es befohlen hatte. Vielleicht wollte er seine Warnung wiederholen, seine Drohung verstärken. Oder gab es peinliche Über­raschungen? Keinesfalls war es angenehm, plötzlich in die Kanzlei des Reichsprotektors beordert zu werden. Fobich blickte auf die Uhr. Zwei Minuten waren ver­gangen. Es gab kein Taxi mehr in Prag , er mußte mit der Elektrischen fahren. Er mußte einige Minuten auf die Elektrische warten. Er mußte nach dem Aussteigen laufen. Er lief auf den Hradschin, gehetzt, atemlos. Er spürte sein Herz. Er war nicht mehr jung. Er konnte nicht mehr laufen wie ein Soldat, dem kommandiert wird: ,, Laufschritt!" Er, ein Sektionschef, der Chef der Abteilung III, lief wie ein Soldat, dem ,, Laufschritt!" kommandiert wird. Er blieb einen Augenblick stehen. Er dachte: Ich bin nicht wie ein Soldat gelaufen. Ich bin wie ein gehetzter Hase gelaufen.

Er blickte auf die Uhr. Acht Uhr fünfundzwanzig. Er hatte noch wenigstens fünf Minuten zu laufen. Er be­schloß, nicht mehr zu laufen, sondern zu gehen. Nicht langsam, aber auch nicht schnell. Er konnte ohnehin nicht pünktlich in der Burg ankommen; es war einerlei,

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