Schutz vor einer Verhaftung bot, überlegte Fobich, ob es keine bessere Rettungsmöglichkeit gäbe. Er spielte mit dem Gedanken, eine längere Dienstreise zu unter­nehmen. Er war in den letzten Jahren oft dienstlich in Berlin gewesen. Vielleicht würde es ihm gelingen, in Berlin die Erlaubnis zu einer Dienstreise nach Frank­ reich , Belgien , Holland und Norwegen zu erwirken. Es war nicht schwer, einen Vorwand zu finden; er konnte vorgeben, die Organisation des Eisenbahnverkehrs in den eroberten Ländern kennenlernen zu wollen, um später die gesammelten Erfahrungen fruchtbringend im ,, Protektorat" zu verwerten. Fobichs Phantasie führte ihn noch weiter. Vielleicht würde es ihm möglich sein, über das Meer zu flüchten oder wenigstens in einem der besetzten Länder das Kriegsende abzuwarten. Er hatte keine klare Vorstellung von den Möglichkeiten, die sich ihm dort eröffnen könnten; aber er wollte leichtsinnig sein und sich seinem Leichtsinn anvertrauen. Sein Leicht­sinn hatte ihn geformt. Sein Leichtsinn hatte viele Men­schen bezaubert, die einen strahlenden Menschen in ihm erblickt hatten, und viele abgestoßen und veranlaßt, ihn für einen Teufel zu halten. Er war weder ein Teufel noch ein strahlender Mensch. Er war ein Skeptiker, der sei­nen Leichtsinn nie zu bereuen gehabt hatte. Auch jetzt, da er in eine nahezu hoffnungslos schwierige Lage ge­raten war, hoffte er, sein Leichtsinn werde ihn retten. Zunächst wollte er nur Zeit gewinnen; über den morgigen Tag hinwegkommen. Wenn die mit deut­schen Soldaten beladenen Züge morgen und über­morgen heil über die letzte Station an der Grenze des ,, Protektorats" hinaus gelangten, wollte er nicht lang fackeln und sich unauffällig von der Kette los­machen.

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