Abteilung III bis zu der nächsten Eisenbahnkata­strophe."

Fobich mutmaßte schon seit längerer Zeit, daß er ,, aufs falsche Pferd gesetzt" habe. Da es den Deutschen miẞ­glückt war, die Russen in einem kurzen Krieg wie die Franzosen zur Kapitulation zu zwingen, hielt er einen deutschen Endsieg keineswegs mehr für sicher. Er fürch­tete, das Jahr 1918 werde sich in zwei oder in drei Jah­ren wiederholen. Was dann? Er wußte, daß er verloren wäre, wenn die Tschechen freie Hand hätten. Er wußte, daß das ganze tschechische Volk jeden Tschechen, der sich den Nazis freiwillig zur Verfügung gestellt hatte, haßte und verachtete wie keinen Nazi. Er sah auf Schritt und Tritt, daß er in den Augen jedes Tschechen ein Verräter war. Er glaubte, nie sei ein Mensch so tragisch verkannt und mißverstanden worden wie er. Er hatte sich auf die Seite der Nazis geschlagen, weil er zu der Überzeugung gelangt war, daß es die schicksalhafte Be­stimmung des tschechischen Volkes sei, sich der deut­schen Führung zu überlassen. Er hatte die geographische Lage der Tschechoslowakei und sonst nichts erwogen. Er hatte geglaubt, das kleine tschechische Volk, das über­all von der deutschen Übermacht umgeben war, könne dem großen Nachbarvolk keinen Widerstand entgegen­setzen. Er hatte jeden Widerstand des tschechischen Vol­kes für selbstmörderisch und die Macht des Dritten Reichs für unüberwindlich gehalten. Er hatte angenommen, das tschechische Volk könne seine nackte Existenz nur ret­ten, wenn es sich von den Ideen des Humanisten Ma­ saryk lossagte und das unaufhaltsame Vordringen der jungen barbarischen nationalsozialistischen Bewegung willig und dienstfertig hinnahm. Es fiel Fobich nicht schwer, seinen Verrat vor jedermann und sogar vor sei­

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