wußte, daß es eine Lüge war. Die hohe Belohnung, die für jede auf die Spur der Attentäter führende Mitteilung ausgesetzt worden war, hatte keinen Tschechen verlockt, den Verrat zu begehen. Ein mit bestialischen Drohungen verbundenes Ultimatum, das Daluege dem tschechischen Volke gestellt hatte, war ergebnislos abgelaufen. Die täglichen Hinrichtungen, die Massenmorde, die Ausrot­tungen und Zerstörungen der Dörfer Lidice und Ležáky hatten den Widerstand des tschechischen Volkes nicht gebrochen. Die Männer, die den Henkergeneral Heydrich gerichtet hatten, blieben unbekannt, und das ganze tsche­chische Volk triumphierte, weil Daluege, der seinen Miẞ­erfolg nicht zugeben wollte und nicht zugeben durfte, behaupten mußte, daß er sie gefunden habe. Er ließ die Unschuldigen hinrichten, die er in einer Kirche als die vorgeblichen Attentäter hatte festnehmen lassen, er hob das Standrecht auf, um der Welt glauben zu machen, die Gestapo habe ihre Aufgabe erfüllt.

Fobich hatte den ganzen Tag gearbeitet. Er blickte auf, sah den blauen Himmel über den Dächern und be­schloß, heute nicht länger zu arbeiten. Die angekündig­ten Truppentransporte, für deren Sicherheit er verant­wortlich war, hatten ihm in den letzten Nächten den Schlaf geraubt. Es gab keine Sicherheit, niemand wußte es besser als er. Aber die Bewachung der Strecke war in den letzten Tagen zehnfach verstärkt worden. Des­halb hoffte er, der morgige Tag werde ohne Unfall vor­übergehen. Er hatte keinen andern Wunsch mehr. Er hatte alle Wünsche und alle Hoffnungen aufgegeben, nachdem Daluege ihm gesagt hatte: ,, Von heute an haf­ten Sie für die Sicherheit des Verkehrs mit Ihrem Kopf." -Er dachte unaufhörlich an das Wort, mit dem Daluege ihn verabschiedet hatte: ,, Sie behalten die Leitung der

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