Rada beschloß, Ležáky zu rächen, wie er Lidice gerächt hatte. Er ließ die nächste Gelegenheit, Munitionszüge, Tank- und Waffenzüge anzugreifen, ungenützt. Er war­tete einen großen Truppentransport ab. Am 4. Juli wurde ein großer Truppentransport angemeldet: Am nächsten und am übernächsten Tag hatten siebzehn mit Truppen beladene Züge an die russische Front abzugehen. Um halb zwölf vormittags waren in der Abteilung III alle Vorbereitungsarbeiten beendet. Rada memorierte alle Namen und Termine, deren Kenntnis den Mitkämpfern die Herbeiführung einer Eisenbahnkatastrophe ermög­lichen sollten. Da es seit gestern den Bewohnern Prags nicht mehr untersagt war, abends die Straße zu betre­ten, war er nicht genötigt, in der Mittagspause Musils Wohnung aufzusuchen. Um sieben Uhr abends verließ Rada das Amtsgebäude und fuhr zu Musil.

Er schellte an Musils Tür. Die Tür wurde geöffnet. Aber Musils Hand streckte sich nicht dem Eintretenden ent­gegen. Ein Fausthieb traf Radas Schläfe. Er war nicht bewußtlos. Dann traf ein Hieb seine Augen, so daß der Blutüberströmte nichts mehr sah.

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Es war halb acht. Fobich saß in seinem Arbeitszimmer. Er wußte nicht, daß Rada bereits gegangen war. Es war ein schöner Abend, der Himmel war blau und wolken­los. Seit gestern war das Standrecht, das nach dem Atten­tat auf Heydrich über Prag und das gesamte Gebiet des ,, Protektorats" verhängt worden war, aufgehoben. Da­luege gab vor, die Attentäter seien ermittelt und in einer Kirche in Prag überrumpelt worden, aber jedermann

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