,, Ich hab keine Angst davor", sagte Marie und dachte: Weiß er, wie schrecklich meine Angst ist? Hoffentlich weiß er es nicht. ,, Ich hab gar keine Angst", wieder­holte sie. ,, Aber sag: Ist es in Ordnung, daß du mir gar nichts sagen willst, obwohl ich die Folgen genau so tragen muß wie du?"

Rada bedeckte sein Gesicht mit beiden Händen. Dann ließ er die Arme sinken und sagte: ,, Ich dachte, daß es besser ist, dich mit diesen Sachen zu verschonen. Aber wenn du es wissen willst... Wir haben etwas gegen einen deutschen Militärtransport unternommen. Ein Zug mit deutschen Soldaten ist mit einem Lastzug zusammen­gestoßen."

,, Und tausend Tote hat es gegeben?"

,, Tausend... Nein. Soweit bis jetzt bekannt ist: etwa zweiundzwanzig."

Rada blickte Marie nicht an. Er sah auch nicht das Zim­mer und die Wand, der er gegenübersaß. Er blickte ins Weite. Er sagte: ,, Das war die gerechte Strafe für Li­ dice ."

Er stand auf. Es bedrückte ihn, daß er gesprochen hatte. Unruhig ging er in dem Zimmer auf und ab. Dann blieb er vor Marie stehen und sagte: ,, Ich bitte dich, frag mich nicht mehr aus. Wenn du nächstens wieder errätst, daß etwas passiert ist sag es nicht."

Marie stand auf und umarmte ihn. ,, Sie sagte: ,, Wie du willst."

Eine Woche später wurde von der Gestapo ein zweites Dorf in Böhmen , Ležáky, dem Erdboden gleichgemacht. Sämtliche Männer und Frauen wurden ermordet. Wie in Lidice wurden in Ležáky alle Häuser so lange bom­bardiert, bis der ganze Ort in Schutt und Asche verwan­delt war.

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