auf einem Zettel, den er in seinem Arbeitszimmer anlegte, die Dispositionen, die getroffen worden waren, um den Transport eines an die Ostfront abgehenden Infanterieregiments am nächsten und am übernächsten Tag zu bewerkstelligen. Er schrieb auf, wann jeder mit Truppen beladene Zug, der am nächsten und am übernächsten Tag an die Ostfront abzugehen hatte, die Stationen und die Wärterhäuschen berühren werde, die im Bund mit der unterirdischen Kampforganisation waren. Diesen Zettel übergab er Musil in der Mittagspause. Sofort nach der Übergabe des Zettels fuhr Rada in sein Amt zurück, das er rechtzeitig erreichte.
An diesem Tag verlor er das seelische Gleichgewicht, das ihn in den letzten Monaten befähigt hatte, jeden Abend gleichmütig nach Hause zu gehen und mit Marie von den Lebensmittelpreisen oder von den Kriegsereignissen oder von den Kinoprogrammen der Woche zu sprechen. Er bemühte sich, vor ihr seine Erregung zu verbergen, aber es gelang ihm nicht. Sie blickte ihn während des Nachtmahls forschend an, sprach aber die Frage nicht aus, die ihr auf der Zunge lag. Sie streichelte vor dem Schlafengehen seine Hände und sein Gesicht. Sie streichelte sein Gesicht, wie sie vor vielen Jahren das Gesicht ihres Kindes gestreichelt hatte. Rada sah, daß er seine Erregung schlecht verborgen hatte. Er lag viele Stunden lang schlaflos. Um drei Uhr morgens schlief er ein, erwachte aber schon nach einigen Minuten und setzte sich auf. Er hatte irre Augen. Er hatte geträumt. Er sah die brennende Lampe, er sah Marie. Sie war wach, sie war nicht eingeschlafen, weil sie fürchtete, in dieser Nacht werde etwas Schreckliches geschehen. Sie fürchtete, in dieser Nacht werde die Ge stapo an die Tür klopfen. Sie fragte: ,, Was ist geschehen?
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