Sag mir: was ist geschehen?" Rada blickte sie mit irren Augen an und sagte: ,, Ich hab geträumt."- ,, Was hast du geträumt?" fragte sie. Er sagte: ,, Ich hab geträumt, daß ich tausend Menschen umgebracht hab. Ich hab die Leichen gesehen. Tausend Leichen." Marie sagte: ,, Hast du es nur geträumt? Oder habt ihr wirklich tausend Menschen umgebracht? Ist euch ein Zugzusammenstoß gelungen?" Rada sagte: ,, Ich hab geträumt. Ich bin noch verwirrt, frag mich jetzt nichts." Marie sagte: ,, Wenn ihr tausend Nazis umgebracht habt, bin ich froh. Alle Nazis müssen umgebracht werden, sie verdienen nichts Besseres. Vorher kann es keine Ruhe geben auf der Welt." Rada löschte das Licht aus und sagte: ,, Schlaf, Marie. Ich will auch schlafen." Sie sagte: ,, Aber hoffent­lich träumst du nichts mehr. Nicht mehr von schreck­lichen Sachen."

Sie streckte sich aus und dachte: Wenn er nur einschla­fen könnte. Er wälzte sich von links nach rechts, von rechts nach links, sie wußte, daß er nicht einschlafen konnte. ,, Versuch an etwas andres zu denken", sagte sie ,,, wenn du an etwas Hübsches denkst, wirst du viel­leicht etwas Hübsches träumen."- ,, Laß nur", sagte er, ,, laß es gut sein. Schlaf, Marie." Sie wollte ihn aber ab­lenken und sagte: ,, Hab ich dir einmal erzählt, was für ein Traum mich in meiner Kindheit verfolgt hat? Weißt du, wann ich zum erstenmal nach Prag gekommen bin? Als sechzehnjähriges Mädchen. Vorher war ich nie in einer größeren Stadt gewesen. Meine Mutter hat uns Kindern immer gesagt: In Prag auf dem Václavské Ná­ městí gibt es eine Konditorei, dort kriegt man ein Eis, so was Herrliches könnt ihr euch nicht vorstellen. Wenn man so ein Eis ißt, fühlt man sich wie im Himmel. Ich kann euch nicht beschreiben, wie es schmeckt. Wie

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