im Himmel fühlt man sich.' Von diesem Eis hab ich jahrelang geträumt. Von meinem zehnten bis zu mei­nem sechzehnten Lebensjahr. Ich hab immer geträumt: Die Mutter führt mich auf einen großen, prächtigen Platz, auf dem lauter große, prächtige Häuser stehn. Sie führt mich vor die Konditorei und sagt: Jetzt gehn wir hinein, jetzt wirst du das Eis essen, von dem ich dir so oft erzählt hab. Die Mutter hat die Tür aufgemacht, und wir haben uns niedergesetzt. Die Mutter hat das Eis bestellt, ein Mädchen hat es gebracht und auf den Tisch gestellt. Es war ein riesig großes Eis, zehnmal grö­Ber als das Eis von unserm Zuckerbäcker zu Hause, und ich war schrecklich aufgeregt., Also iẞ', hat die Mutter gesagt. Ich hab den Löffel zu dem Eis. geführt- und in diesem Augenblick bin ich immer erwacht. Jedesmal. Vielleicht hundertmal zwischen meinem zehnten und meinem sechzehnten Lebensjahr."

,, Das war ein niederträchtiger Traum."

,, Warum? Weil er immer zu früh aus war? Nein, es war trotzdem ein schöner Traum."

Sie lagen eine Weile stumm und still, dann sagte Marie: ,, Könntest du dir nicht auch etwas Schönes vorstel­len? Etwas, wovon du träumen könntest?" Er sagte: ,, Und dann, als Sechzehnjährige, bist du endlich wirk­lich mit der Mutter in Prag gewesen und in die Kon­ditorei auf dem Václavské Náměstí gegangen. Und das Eis hat dir nicht geschmeckt. Hat es sich so zuge­tragen?"

,, Nicht ganz so, aber beinahe. Das Eis hat mir sehr gut geschmeckt, aber ich hab nachher nie mehr von einem Eis und von einer Konditorei geträumt."

Rada lachte leise. ,, Schlaf gut", sagte Marie. Einige Mi­nuten später schliefen beide ein.

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