hörte ein Wort, das ihn mit tiefer Freude erfüllte: ,, Mu­nition", es kehrte einige Male wieder, war deutlich ver­nehmbar. Die Stimme am Telephon klang immer noch unbeherrscht, es war Fobichs Stimme, und sie war es nicht, Fobich schien die Fassung verloren zu haben. Rada, dachte: Er ist fassungslos. Nach der Karolinen­thaler Entgleisung ist er nicht so fassungslos gewesen. Heute muß viel mehr als damals passiert sein. Jetzt muß ich mich zusammennehmen. Ich muß ruhig sein, ich muß mich unauffällig benehmen. Ich darf nicht erröten. Er stand auf und trat vor Fräulein Puhls kleinen Wand­spiegel, der neben dem Fenster befestigt war. Rada sah, daß er bleiche Wangen hatte. Ich darf nicht bleiche Wan­.gen haben, ich darf nicht verdächtig aussehn, dachte er und rieb, in den Spiegel blickend, mit beiden Händen die Wangen. Das Blut kehrte in die Wangen zurück. Er dachte: Jetzt kann ich nicht mehr überrascht wer­den, ich bin auf alles vorbereitet. Er kehrte an den Schreibtisch zurück, setzte sich und blickte in ein Aktenstück.

Gleich darauf war Fobichs Zimmer von vielen Stim­men erfüllt. Rada erkannte keine dieser Stimmen. Er hörte das Gestampfe schwerer Röhrenstiefel. Die Tür wurde aufgerissen. Fobich stand in der Tür. Rada erblickte den Minister und mehrere schwarze Unifor­men. Fobich war sehr bleich. Er starrte Rada an, als ob er ihn nicht erkannte, und sagte: ,, Rada, ein Un­glück ist passiert. Heute ist Permanenzdienst.- Wer noch im Amt ist, hat hierzubleiben." Dann schloß er die Tür. Die Männer entfernten sich. Toten­stille trat ein. Fobich hatte mit dem Minister und mit den Schwarzuniformierten das Amtszimmer ver­lassen.

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