geben will, ich muß nämlich morgen früh wieder dienst­lich verreisen." Er übergab Rada einige Aktenstücke und erteilte ihm einige Aufträge. Dann ging er. Gleich dar­auf läutete in Fobichs Zimmer das Telephon. ,, Hier Sek­tionschef Fobich", hörte Rada. Der Sektionschef, der in Radas Zimmer bereits den Mantel angehabt, und den Hut in der Hand gehalten hatte, war von der Treppe in sein Arbeitszimmer zurückgekehrt, um zu hören, was der Anruf bedeutete. Nachdem er sich gemeldet hatte, herrschte in seinem Arbeitszimmer Stille, so daß Rada glaubte, das Telephongespräch sei zu Ende und Fobich habe das Arbeitszimmer und das Amtsgebäude verlas­sen. Plötzlich hörte Rada aber Fobichs Stimme. Etwas mußte geschehen sein. Die Stimme war unbeherrscht.. Sie hatte einen veränderten Klang. Fobich rief un­geduldig: ,, Weiter!"- ,, Ich höre! Weiter!" Und noch zweimal: ,, Weiter!" Dann rief er: ,, Ich rufe in fünf Mi­nuten an, bleiben Sie am Telephon!"

Rada wußte, daß Fobich soeben die Meldung von einer Eisenbahnkatastrophe erhalten hatte. Die unbeherrschte Stimme hatte es verraten. Sie war kaum wiederzuerken­nen gewesen. Sie hatte verzweifelt geklungen wie die Stimme eines Menschen, vor dessen entsetzten Augen ein Haus einstürzt.

Rada blieb sitzen. Wild schlug sein Herz. Er rührte sich nicht. Er dachte: Es ist geglückt! Er dachte: Ich hab es vollbracht! Er dachte: Ich hab es nicht vollbracht, aber ich hab mitgeholfen, es ist geglückt. Er dachte: Wenn Edmund es wüßte- er wär mit mir zufrieden. Edmunds Stimme wird mir nicht mehr zurufen: Warum erfüllst du deine Pflicht nicht, Vater?"

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In Fobichs Arbeitszimmer läutete das Telephon. Rada konnte nicht verstehen, was gesprochen wurde, aber er

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