Munitionszug, wenn sich vorher nichts Außerordent­liches ereignete, den Punkt erreicht haben, der die letzte Möglichkeit zu einem Sabotageakt bot. Wenn bis zehn keine Meldung über eine Eisenbahnkata­strophe einlief, war der Sabotageakt nicht zustande gekommen.

Um halb acht lauschte Rada, weil er nicht wußte, ob Fobich noch in dem benachbarten Amtszimmer arbei­tete. Der Sektionschef arbeitete manchmal länger als alle andern Beamten, an manchen Tagen nur bis fünf. Heute war er, von einer Dienstreise zurückgekehrt, um vier Uhr im Amt erschienen. Er hatte Fräulein Puhl Briefe und Auf­träge diktiert, dann hatte er einige Telephongespräche ge­führt. Seit sieben Uhr herrschte in seinem Arbeitszimmer vollkommene Stille, so daß Rada vermutete, Fobich habe das Amtsgebäude bereits verlassen. Das bedeutet, über­legte Rada, daß ich als erster die Meldung hören werde. Sobald das Telephon in seinem Zimmer läutet, geh ich hinein und nehme die Meldung entgegen. Wer wird an­rufen? Eine Station? Ein Wärterhaus? Ein Polizeiamt? Die Gestapo ? Was tue ich, wenn die Gestapo anruft? Was tue ich, wenn die Gestapo erscheint? Während ihm diese Gedanken durch den Kopf gingen, läutete in Fo­bichs Zimmer das Telephon. ,, Hier Sektionschef Fobich", hörte Rada. Er lauschte. Er konnte nicht genau hören, was Fobich ins Telephon sagte. Nach dem kurzen Tele­phongespräch blieb Fobich sitzen und arbeitete weiter. Noch einige Male läutete im Laufe des Abends das Tele­phon in Fobichs Arbeitszimmer, und nach jedem dieser Telephongespräche blieb Fobich ruhig sitzen und arbei­tete weiter. Und nun betrat er Radas Zimmer und sagte: ,, Ach, du bist noch hier, Rada, das ist mir sehr ange­nehm, weil ich dir noch ein paar Aufträge für morgen

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