kämpfer nicht durch einen Fehler irregeführt, so daß ihr Opfer nutzlos war? Insbesondere in der Mittags- pause war er von Kleinmut befallen, so daß ihm Mu- sils Vermutung, daß die Aktion wegen der Kürze der zu Gebote stehenden Vorbereitungszeit wahrschein- lich nicht zustande kommen werde, beinahe tröstlich schien.

Als aber die Nachmittagsstunden vorrückten, war er wie- der ganz von dem brennenden Wunsch erfüllt, es möge den unbekannten Kämpfern gelingen, die Aktion heute durchzuführen. Und seltsam! derbrennende Wunsch gab.ihm die Seelenruhe wieder, die er tagsüber verlo- ren hatte. Um fünf Uhr dachte er: In einer Viertelstunde geht der Munitionszug ab. Er dachte an die Eisenbahn- unfälle, die sich seit seinem Eintritt in die Abteilung Ill ereignet hatten. In den letzten zwei Jahren hatte es im ganzen drei Zugentgleisungen. und zwei Zugzusam- menstöße gegeben. Der bedeutendsteUnfall war die kürzliche Entgleisung in Karolinenthal gewesen, die der unterirdischen Kampforganisation geglückt war. Ob auch die andern Zugentgleisungen und Zusammenstöße Sa- botageakte der Kampforganisation waren, wußte Rada nicht. Nach jedem Zusammenstoß und nach jeder Ent- gleisung waren viele Eisenbahnangestellte hingerichtet worden.

Er blickte einige Male verstohlen auf die Uhr. Sechs Mi- nuten nach sechs mußte der Munitionszug die erste Sta- tion erreicht haben, die den Sabotageakt begünstigte. Um halb sieben verließ Fräulein Puhl das Amt. Jetzt näherte sich der Zug dem Wärterhäuschen 7234, das Noväk als eineFestung des Widerstands bezeichnet hatte. Um sieben Uhr beschloß Rada, bis zehn in dem Amtszimmer zu bleiben. Um 9 Uhr 40 mußte der

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