ernsten, graublauen Augen blickten so wenig besorgt wie in den vergangenen Zeiten der Ruhe und Sicher­heit.

Er begrüßte Marie nicht anders als an jedem Abend, er aẞ ruhig und ging ohne Unruhe zu Bett. Er sagte Marie nicht, was er heute getan hatte. Es war nicht notwen­dig, es ihr zu sagen; es wäre töricht gewesen, ihre Un­ruhe zu vergrößern. Sie war unruhig. Sie hatte keine ruhige Minute mehr, seit sie wußte, daß er sich ent­schlossen hatte, den Kämpfern zu helfen. Sie bekämpfte ihre Unruhe mit dem Arbeitsfieber, das ihr eine Zeit lang geholfen hatte, den Schmerz über Edmunds Ver­schwinden zu betäuben. Sie arbeitete noch in der Küche, als er zu Bett ging. Er löschte das Licht aus und über­dachte alle Ereignisse des vergangenen Tags. Hatte er alle Zahlen richtig memoriert? Hatte er keine Einzel­heit außer acht gelassen, die geeignet war, den Erfolg der Aktion zu erleichtern? Er hoffte, keinen Fehler be­gangen zu haben. Er war sicher, das höchste Maß sei­nes Könnens und Wollens an diesem Tag erreicht zu ha­ben. Er war zufrieden. Trotzdem konnte er nicht ein­schlafen. Nach einer Stunde hörte er Marie eintreten. Sie entkleidete sich im Dunkeln. Er bewegte sich nicht. Er lauschte ihren Atemzügen, die nach kurzer Zeit ver­rieten, daß sie eingeschlafen war. Er glaubte, daß er in dieser Nacht keinen Schlaf finden werde, aber unver­sehens vermengten sich die Zahlen, die er noch immer im Sinn hatte, mit Bildern, die ein Traum heraufbeschwor. Der Tag verging langsam und qualvoll. Die Seelenruhe, die Rada gestern abend auf dem Heimweg im Dunkel der Straßen gefunden hatte, wich in der Nüchternheit des Amtszimmers bangen Zweifeln. Hatte er seine Auf­gabe wirklich erfüllt? Hatte er seine unbekannten Mit­

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