den, war es sein Werk, seine Schuld, das Werk und die Schuld des Familienvaters. Die neue grausame Pflicht, die er heute erfüllt hatte, mußte von heute an den Inhalt seines Lebens bilden. Er war zufrieden, weil er seine Pflicht erkannt hatte. Er war zufrieden, weil er der Gefahr, seine Pflicht nicht zu erkennen, entronnen war. Da er dieser Gefahr entronnen war, konnte ihm nichts mehr geschehen.
Der Tod schreckte ihn nicht. Auch der Tod seiner Angehörigen, den er vor Augen sah, schreckte ihn nicht. Und es schreckte ihn nicht der Tod der Menschen, den er verschulden mußte, wenn er seine Pflicht erfüllte. Er hoffte, daß die Zugentgleisung oder die Zugexplosion, die morgen mit seiner Hilfe erfolgen sollte, mit geringen Menschenopfern verbunden sein werde. Er wußte aber, daß eine solche Aktion unweigerlich Menschenopfer erfordere, und er schreckte vor diesem Wissen nicht zurück. Er dachte an die tschechischen Eisenbahnbediensteten, die den Munitionszug entgleisen ließen oder die Explosion des Munitionszugs bewerkstelligten. Er bewunderte sie. Und er bedauerte, daß es ihm nicht beschieden war, mit ihnen den Triumph auszukosten, den sie im Augenblick des Todes erlebten. Denn dieser Augenblick der höchsten Pflichterfüllung, der dem Leben ein Ziel setzte, war die Krönung des Lebens, die ihm vorgeschwebt hatte, als Edmunds Ruf an sein Ohr gedrungen war.
Es war spät geworden, die Nacht war angebrochen. Die Stadt war so dunkel, daß es Rada mühelos gelang, wie in einem einsamen dunklen Wald einsam und allein zu sein. Er ging zufrieden nach Hause. Seine Wangen, die während der Unterredung mit Musil bleich und fahl gewesen waren, nahmen ihre natürliche Färbung an. Die
134


