„Ich werde Sie unterweisen. Sie werden sehn, wie schön es ist, Blumen zu züchten. Es wird Ihnen bestimmt Spaß machen. Sie haben viel Geduld, das seh ich: Sie sind - der geborene Gärtner. Ich seh Sie heute zum zweiten- mal, aber ich weiß jetzt schon, daß es keine angeneh- mere Nachbarschaft im Schrebergarten geben kann. Ich freu mich schon darauf. Sind Sie einverstanden?“ Rada sagte lächelnd:„Glauben Sie, daß wir am Tag der Befreiung noch leben werden?”
„Mit solchen Fragen befasse ich mich nicht”, sagte Musil,
„Können Sie mir sagen, wie es zugegangen ist, daß Ha- velka...” Rada stockte und blickte Noväk fragend an. „Ein Gestapospitzel war schon seit längerer Zeit hinter ihm her“, erzählte Novak.„‚Irgendein Schwein hat die Gestapo auf ihn aufmerksam gemacht. ‚Ich weiß nicht, warum, aber ich spür, daß mir etwas droht‘, hat er mir schon vor zwei Monaten gesagt. ‚Etwas ist hinter mir her. Jemand ist hinter mir her.‘— ‚Sei vorsichtig‘, hab ich ihm gesagt, ‚zieh dich zurück, solange du dieses widerliche Gefühl hast. Ich kenn das, manchmal hat man solche Ahnungen. Man soll sie nicht leicht nehmen.‘ Aber er— Sie haben ihn ja gekannt, Sie wissen, wie eigensinnig er war. Er hat sich nicht zurückgezogen. Die Zugentgleisung in Karolinenthal war teilweise sein Werk. Er war ein tapferer Mann. Er hat viel geleistet. Diens- tag um neun Uhr abends ist er in seiner Wohnung ver- haftet worden. Ebenso seine Frau. Eine Stunde später hab ich es gewußt. Ich hab überlegt: Was kann ich tun? Ihm und seiner Frau war nicht mehr zu helfen. Ich hab überlegt, ob ich den Kindern helfen kann. Er hatte zwei Söhne. Der ältere hat in Chocen gelebt, der jüngere in Mähren , ich wußte aber nicht, in welchem Ort. Ich mußte
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