vor, daß eine Flucht aus dem Konzentrationslager ge­lingt. Mir sind einige Fälle bekannt." Maries Augen wurden gläsern starr. Sie sagte: ,, Sag so etwas nicht, Jarmila. Auf solche Träume darf man sich nicht ein­lassen."

Nach diesem Besuch ließ sich Jarmila lange Zeit nicht sehen. Im Herbst schrieb sie, daß sie in einer Fabrik in Mähren arbeite. Erst im März 1941 konnte sie wieder nach Prag kommen und erzählen, warum sie nicht mehr auf dem Gut in der Nähe Prags lebe.

Im August war ihr etwas geglückt. Sie hatte nach der Ernte zwei mit Getreide gefüllte Scheunen in Brand ge­steckt und dadurch die Nazis, die sich die gesamte Ernte aneigneten, um einen Teil ihres Raubs geprellt. Die Brandstifterin wurde nicht entdeckt. Die Brände mach­ten die Deutschen stutzig. Die magere Ernte machte sie stutzig. Es machte sie auch stutzig, daß die Kühe auf­fallend wenig Milch lieferten. Die Kühe sabotierten. Die Felder und Wiesen sabotierten. Der von den Deutschen eingesetzte deutsche Verwalter wurde vor Gericht ge­stellt. Den Knechten und Mägden wurden neue Arbeits­plätze zugewiesen. Jarmila wurde in eine Fabrik ge­steckt. Es war eine Strafversetzung, mit der sie sich gern abfand. Sie hatte sich mit der Möglichkeit abgefunden, daß man sie hängen werde.

Es war die Zeit des ,, milden" Regimes. Nur die Sabo­teure, die man auf frischer Tat ertappte, wurden gehängt. Auf frischer Tat wurde selten jemand ertappt. Das Volk war gelähmt. Jeder Widerstand schien aussichtslos. Was konnten die unterirdischen Kampforganisationen errei­chen, da Europa sich dem Sieger unterworfen hatte und nur noch England weiterkämpfte? England allein konnte den besiegten und unterdrückten Völkern Europas nicht

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