gehn wir ins Kino." Sie hatten seit Edmunds Verschwin­den kein Kino besucht. ,, Ins Kino?" fragte Rada ent­geistert. ,, Ja", sagte sie ,,, wir werden uns zerstreuen. Wir werden uns ablenken." Sie sahen einen lustigen Film. Bei den Späßen eines Komikers lachte Marie ein­mal auf wie in alten Zeiten. Nach dem Kinobesuch sagte sie: ,, Wollen wir nächsten Sonntag wieder gehn? Es heitert mich auf. Es wird auch dich aufheitern." An einem Märzsonntag kam Jarmila. Sie hatte eine ge­sunde Gesichtsfarbe, die Wangen waren nicht mehr hohl, die Augen waren blank und kühn. Sie erzählte, daß sie schwer arbeite, aber allen Anforderungen gewachsen sei. Sie sagte, daß sie von nun ab zuweilen einen Sonntag in Prag verbringen dürfe. ,, Dadurch bekommt mein Le­ben wieder einen Sinn", sagte sie ,,, weil ich hier Ver­bindungen anknüpfen kann." Marie warf ihr einen schee­len Blick zu. Jarmila sah diesen Blick und fragte: ,, Ha­ben Sie etwas gegen mich? Wenn Sie mich nicht gern sehn, kann ich nächstens nicht mehr kommen. Das täte mir schrecklich leid." Marie antwortete nicht. Rada sagte: ,, Du mußt kommen, Jarmila. Wir sind komisch gewor­den, seit uns das passiert ist. Du kannst das vielleicht nicht verstehn, weil du jung bist. Wenn man jung ist, kommt man über alles leichter hinweg." Jarmila sagte: ,, Das mag sein." Dann sagte sie zu Marie: ,, Aber warum sehn Sie mich so an? Was haben Sie gegen mich? Sa­gen Sie es aufrichtig, bitte; es ist für mich wichtig." Marie kämpfte mit sich. Endlich entschloß sie sich, zu sagen: ,, Verbindungen anknüpfen. Was für Verbindun­gen?" ,, Aber Marie", sagte Rada ,,, wie kannst du..." Jarmila unterbrach ihn: ,, Bitte, regen Sie sich nicht auf. Ich muß das erklären." Sie wandte sich Marie zu und sagte: ,, Ich muß Verbindungen anknüpfen, weil ich kämp­

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