Nach einigen Tagen rief Fobich den Erwartungsvollen in sein Zimmer und sagte: ,, Es tut mir leid, Rada: ich war nicht imstande, dir die Auskunft zu verschaffen. Was mit den Studenten geschehen ist und geschieht, ist Dienst­geheimnis der Gestapo ; dieses Geheimnis wird nicht preisgegeben. Auch mir nicht, und keinem Menschen, der nicht der Gestapo angehört. Du darfst nicht glau­ben, daß ich wegen meiner Stellung das besondere Ver­trauen der Gestapo genieße. Eher trifft das Gegenteil zu. Je größer die Verantwortung ist, die man trägt, desto mißtrauischer wird man beobachtet."

Nach diesen Worten stand Fobich auf, legte die Hand auf Radas Schulter und sagte leise, in dem vertraulichen. Ton, den Rada fürchtete und haßte: ,, Ich kann dir aber eine andere Mitteilung machen, die erfreulicher ist. Ich weiß nicht, ob dir bewußt ist, daß du durch deinen Sohn in eine gewisse Gefahr geraten bist. Diese Gefahr ist jetzt behoben. Die Angehörigen der bestraften Studen­ten werden mehr oder weniger mitbestraft. Du warst seit dem Verschwinden deines Sohns in Gefahr, entlassen zu werden wie so viele Staatsbeamte, deren Privatleben der Gestapo nicht gefällt. Ich habe nicht nur erwirkt, daß du nicht entlassen wirst, sondern auch, daß du deinen Posten in meiner Abteilung behältst. Somit ist wenig­stens deine nächste Zukunft gesichert. Was deinen Sohn betrifft- nun, da gibt es nichts, als: weiter hoffen, daß er eines Tags zurückkehrt."

Nach dieser Unterredung gab Rada jede Hoffnung auf. Eine Woche später erblickte er aber abends auf dem Heimweg plötzlich Havelka an seiner Seite, der ihm leise sagte: ,, Wir haben Nachricht von den Studenten. Kom­men Sie in meine Wohnung." Havelka sprach dann vom Wetter und von einem Schachturnier, an dem er vor zwei

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