,, Geh nicht hin", sagte der Warner ,,, dort haben sie schreckliche Sachen gemacht. Du findest kein lebendes Mädchen mehr dort, höchstens Tote. Alle sind nach Ru­zýň gebracht worden."

,, Ich muß sie finden", sagte Edmund.

Er hoffte, der Bericht übertreibe die Schrecken der ver­gangenen Nacht. Er ging in das Studentinnenheim ,, Bu­deč". An dem Tor, auf das er zuging, hatte er Jarmila oft erwartet. Das Tor war geschlossen. Es war immer ge­schlossen gewesen. Das Gebäude sah nicht anders aus als an jedem Tag. Keine Kugel hatte eine Fensterscheibe durchlöchert. Kein Zeichen verriet, daß etwas Unge­wöhnliches vorgefallen war.

Edmund entschloß sich nach kurzem Zögern, an dem Tor zu schellen. Er hatte kaum den Glockenknopf be­rührt, als das Tor geöffnet wurde. Er wollte davonren­nen, aber es war zu spät. Zwei Männer packten ihn, schlugen ihn zu Boden. Das Tor fiel zu.

9

Josef Rada versuchte neun Tage lang zu erfahren, ob sein verschwundener Sohn noch am Leben sei. Obwohl man den gebrochenen Mann vor dem Betreten des Gestapohauptquartiers warnte, ging er, nachdem er zwei Tage und zwei Nächte auf Edmunds Heimkehr ge­wartet hatte, in das Schreckenshaus, in dessen Kellern die Eingelieferten gemartert wurden. Er erhielt keine Aus­kunft. Als er am nächsten Tag noch einmal erschien und die Frage wiederholte, sagte ihm ein SS- Mann, das Fragen sei zwecklos, eine Auskunft werde nicht erteilt, und wenn der Zudringliche noch einmal käme, würde er ,, was erleben".

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