men. Einstweilen setzen wir uns alle zu Ihnen und feiern den 28. Oktober. Es ist eine Feier ganz nach meinem Herzen. Wir werden die Schüsse vergelten, die heute gefallen sind. Wie haben die Nazis immer gesagt?, Es kommt der Tag. Freunde, jetzt sind wir dran, zu sagen: , Es kommt der Tag.' Es kommt unser Tag, und wir wer­den ohne Erbarmen sein." Ihr junges, kühnes Gesicht leuchtete. Die Männer holten Stühle, zwei setzten sich auf das Sofa. Der Verletzte blickte das Mädchen an und sagte: ,, Du bist heute schon ein tüchtiger Doktor, Mädchen. Wenn du so redest, heilt schnell eine Wunde zu."

Der Wirt schloß das Wirtshaus. Er, die Arbeiter, Edmund und Jarmila sprachen von dem Kampf, der kaum erst begonnen hatte. Manches Scherzwort fiel. Nach einer Stunde gingen Edmund und Jarmila; es war ihnen, als ob sie von alten Freunden Abschied nähmen. Die enge Gasse, in der das Wirtshaus stand, war men­schenleer. ,, Wahrscheinlich hat man alle Leute nach Hause gejagt", sagte Jarmila. ,, Auch ich geh nach Hause." Edmund sagte: ,, Jarmilȧ, könnten wir nicht einmal zu­sammen wegfahren? Ich bin nie mit dir allein."- ,, Jetzt denkst du an so was?" sagte sie erstaunt und lachte. Dann umarmte sie ihn und sagte: ,, Hab Geduld. Ich geh dir nicht verloren. Gib nur acht, daß du mir nicht verloren gehst." ,, Ich geb schon gut acht", sagte er glücklich und blickte der Enteilenden nach.

Am nächsten Tag hörten sie, viele Studenten seien ge­stern mit Schuẞwunden ins Krankenhaus gebracht wor­den. Ein Mediziner namens Jan Opletal , mit dem Edmund in der letzten Zeit viel verkehrt hatte, lag mit einer schweren Schußverletzung im Krankenhaus. Edmund wollte ihn besuchen, wurde aber nicht vorgelassen.

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