die Menschen, die vor ihm, neben ihm, hinter ihm gingen und standen. Er sah den feierlichen Ernst in allen Mienen. Er sagte: ,, Du hast recht." Sie standen eingekeilt. Jarmila hob den Kopf. ,, Schüsse", sagte sie erregt. ,, Ich höre nichts", sagte er. Im selben Augenblick hörte er ferne Schüsse. ,, Jetzt höre ich", sagte er; ,, wo kann das sein? Es ist weit weg, vielleicht in Karolinenthal ."- ,, Ich wollte, ich wär' dort", sagte sie; ,, jetzt stehn wir hier eingekeilt und können uns nicht rühren, und dort wird vielleicht gekämpft." Ein Schuß fiel, bedeutend näher, vielleicht auf dem Graben oder auf dem Wenzelplatz. Plötzlich erscholl ein Ruf: ,, Es lebe die Tschechoslowakische Republik!" Eine Männerstimme hatte es gerufen. Jarmila ließ Edmunds Arm los und schrie aus Leibeskräften: ,, Nieder mit Hitler!" Edmund griff nach ihrem Arm und hielt ihn fest. ,, Nieder mit Hitler!" Der Ruf erscholl auf allen Seiten, vor ihnen und hinter ihnen. ,, Das hat keinen Sinn!" rief ein Mann, alle Stimmen übertönend. ,, Sie haben Waffen, wir haben keine. Es ist ein ungleicher Kampf, der uns nichts hilft. Wir werden uns anders helfen, besser, aber nicht heute! Das Schreien allein hilft keinem!"
Die kurze Ansprache bewirkte, daß nur noch vereinzelte Rufe laut wurden. Glücklicherweise waren die Deutschen so weit entfernt, daß sie die Rufe nicht hören konnten. Aber die Schüsse erschollen immer näher. Die Menge wurde in die Seitenstraßen gejagt. Auch Jarmila und Edmund wurden in eine Seitenstraße abgedrängt. Der Weg, den sie einschlagen wollten, um das Universitätsgebäude zu erreichen, war versperrt. ,, Wir müssen es aufgeben", sagte Jarmila ,,, wir müssen unsre Feier allein abhalten."- ,, Wo?" fragte er. ,, Bei mir geht es nicht, das weißt du", sagte sie. Seit der Flucht ihres
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