und Feiern waren verboten. Edmund hatte den Eltern erzählt, daß die Studenten den. Beschluß gefaßt hätten, trotzdem eine stille Feier abzuhalten. Die Eltern hatten nicht gesagt:„Geh nicht.” Aber er hatte auf ihren zu- sammengepreßen Lippen, auf ihren besorgten Gesich- tern, in ihren kummervollen Augen diese Bitte ge- lesen.
Er ging schnell, er fürchtete, die Mutter würde ihm nachlaufen. Bei der Brücke blieb er stehen. Das tsche- chische Nationaltheater, das am anderen Ende der Brücke stand, war nicht beflaggt, kein Haus in der ganzen Stadt war beflaggt. Aber fast allen Menschen war anzusehen, daß es ein besonderer Tag war. Sie durften ihre Häuser nicht beflaggen, aber sie trugen ihre Sonntagskleider. Edmund hatte mit Jarmila vereinbart, daß sie einander vor dem Nationaltheater treffen würden. Das Mädchen wartete bereits. Die Närodni tfida war dicht bevölkert. Jarmila nahm Edmunds Arm. Sie war freudig erregt. Sie sagte:„Ich freu mich auf unsre Feier. Es ist ein schöner Tag.‘ Edmund wies auf die Sturmtruppenabtei- lungen hin, die im Begriff waren, die Straße zu sperren. Jarmila sagte:„Es ist trotzdem ein schöner Tag.” Die Sonne bestrahlte ihr junges, kühnes Gesicht. Der Nebel, der über der Moldau lag, schwand, die Stadt war in Licht getaucht.„Komm“, sagte Jarmila, den träumen- den Freund, der zum funkelnden Hradschin hinüber- blickte, sanft stoßend. Sie wurden geschoben, sie muß- ten sich mit dem Menschenstrom bewegen, sie konnten nicht in eine Seitenstraße abbiegen, wie sie es geplant hatten.„Unsre Feier“, flüsterte Edmund, der fürchtete, zu spät zu kommen.„Macht nichts“, sagte Jarmila, „macht gar nichts, wenn wir zu spät kommen. Schau dir die Leute an. Ist es nicht schön?‘ Edmund blickte auf
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