Neurath , von dem man sagt, daß er ein kultivierter Mensch ist, kein Schlächter und kein Untier wie die Häuptlinge der Nazipartei. Dieser Baron Neurath hat die Unverschämtheit, zu behaupten, daß die Nazis aus poli­tischen und strategischen Gründen zwar unser Land be­setzen und einstecken mußten, aber trotzdem nicht unsre Feinde sind. Die Nazis wissen, daß wir sie hassen. Der Herr Baron will uns einreden, daß dieser Haß nicht gerechtfertigt ist. Das ist selbstverständlich unmöglich, und die vielen Verhaftungen, die seit dem 15. März die Gestapo in Prag und in der ganzen Tschechoslowakei vorgenommen hat, sagen deutlich genug, was die schö­nen Worte des Protektors' wert sind. Aber es gibt Leute, die sagen: Vielleicht ist es nicht so schlimm. Da das Unglück über uns gekommen ist, müssen wir uns damit abfinden. Sehn Sie, das ist es, was der Herr, Pro­tektor will. Und es gibt Leute, die sich sagen: Es wäre gut, wenn wir etwas gegen die Nazis tun könnten. Aber kann ich etwas tun? Ich bin ein armer Hund, ich kann nichts tun. Wenn ich etwas täte, hätte es nur den Ruin meiner Familie zur Folge, sonst nichts."

Rada senkte den Kopf. Er sagte: ,, Es ist so.- Ich könnte es nicht überleben, wenn meinem Sohn durch meine Schuld etwas zustieße."

Novák nickte: ,, Ich weiß. Das ist es. Wissen Sie aber auch, warum Sie so denken? Weil Sie die Nazis nicht genug hassen. Und Sie hassen die Nazis nicht genug, weil Sie sie noch immer nicht genug kennen. Die Nazis haben uns unseren Staat, unsere Freiheit, unsere Selb­ständigkeit, unser Land genommen. Sie werden uns immer mehr nehmen. Sie werden Ihnen vielleicht auch Ihren Sohn nehmen.'

Rada erbleichte.

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