der braune, freundliche Augen, einen energischen Mund und ein breites Kinn hatte. Er sah wie ein Apotheker oder wie ein Optiker aus, der nach den Wünschen eines Kunden fragt. Später, als er sich setzte und die Hände auf den Tisch legte, sah Rada jedoch, daß der Mann ein Arbeiter war: er hatte schwielenreiche, plumpe Hände, und der rechten Hand fehlte ein Finger, der offenbar von einer Maschine abgetrennt worden war. Der Mann ergriff Radas Hand und sagte:„Ich heiße Noväk.“ Noväk hießen viele Menschen in Prag ; es war einer der am häufigsten.vorkommenden Namen in den tschechi- schen Ländern. Wenn die Gestapo einen Mann namens Noväk suchte, half ihr die Kenntnis des Namens nicht viel. Rada, dem dieser Gedanke durch den Kopf ging, sagte verlegen:„Freut mich. Ich heiße Rada.“
„Das weiß ich“, sagte der Mann, der sich Noväk nannte, lächelnd. Rada fühlte sich beschämt wie ein Mensch, der erkennt, daß er etwas Dummes gesagt hat. Noväk fuhr fort:„Ich weiß, wer Sie sind. Ich weiß auch, welche Be- schäftigung man Ihnen gegeben hat. Deshalb wollte ich mich heute mit Ihnen unterhalten. Es kommt uns sehr gelegen, daß Sie die Abfertigungstermine der Militär- transporte auszuarbeiten haben. Das ist eine sehr wich- tige Arbeit, ein sehr wichtiges Amt.“
Rada war aufs höchste überrascht und erstaunt. Er hatte keinem Menschen gesagt, welche Arbeit ihm in der Ab- teilung II} zugeteilt worden war. Selbst seiner Familie hatte er es nicht gesagt.
„Daß Sie das wissen...“, sagte er..Er schüttelte den Kopf.„Ich arbeite allein in einem Zimmer mit einem Nazi- fräulein. Mit der übrigen Beamtenschaft komme ich überhaupt nicht in Berührung. Deshalb bin ich so per- plex.‘
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