daß der Vater öfter von Havelkas politischer Tätigkeit gesprochen hatte.- ,, Nein", sagte Marie ,,, er hat mir nichts gesagt. Ich glaube, er hätte es mir gesagt. Aber vielleicht darf er es nicht sagen. Es ist möglich."
Edmund nickte und sagte: ,, Ich wäre froh, wenn er einer der Kämpfer wäre."- Marie dachte nach und sagte nach längerer Überlegung: ,, Ich weiß nicht, ob ich froh wäre. Er hat sich nie mit Politik befaßt, er kennt sich nicht so gut aus wie die, denen der politische Kampf etwas Gewohntes ist. Er wäre in größerer Gefahr als die andern, weil er sich nicht so gut auskennt."- ,, Und doch wärst du froh", sagte Edmund und lächelte. Maries flinke, rastlose Augen wurden starr und gläsern. ,, Ich wär froh", sagte sie ,,, aber ich könnte keine Nacht mehr schlafen. Ich hätte keinen Augenblick mehr Ruhe." Edmund blickte ihr lächelnd in die Augen und sagte: ,, Wer hat heute Ruhe, Mutter?"
Sein Lächeln erstarb. Er stand auf und sagte: ,, Ich glaub es nicht, Mutter. Ich glaub nicht, daß er unter den Kämpfern ist." Jetzt lächelte Marie. Sie fragte: ,, Traust du's ihm nicht zu?"
Edmund zögerte mit der Antwort. Endlich sagte er: ,, Nein. Weißt du, Mutter, er ist schon zu lang im Amt. Er ist ein alter Beamter. Und er hat Angst um uns und infolgedessen auch um sich."
Marie, deren Augen wieder flink und rastlos dreinblickten, wich Edmunds Blicken aus. Sie sagte: ,, Aber du weißt, daß er im vorigen Krieg Legionär gewesen ist. Hier, in diesem Schrank, hängt noch seine Legionärsuniform."
,, Im vorigen Krieg", sagte Edmund. ,, Aber was jetzt geschieht, ist gefährlicher als der vorige Krieg."
61


