betraut. Er vermutete, daß sie Fräulein Puhl vorbehal­ten seien, die zweimal täglich in Fobichs Arbeitszimmer hinter verschlossenen Türen Diktate aufnahm. Vermut­lich gab es noch andere Vertrauenspersonen, denen Fo­bich wichtige Arbeiten anvertraute, obwohl er behaup­tet hatte, daß er sich auf keinen Menschen in seiner Ab­teilung verlassen könne. Radas Arbeit diente hauptsäch­lich der Regelung der Fahrpläne. Er hatte die Abferti­gungstermine der Züge zu errechnen, die auf bestimm­ten Strecken eingeschoben werden mußten. Diese Be­rechnungen hatte er auf Grund der festgesetzten Fahr­geschwindigkeiten anzustellen. Ob die Züge dem Mann­schaftstransport, der Waffenbeförderung oder dem Gü­terverkehr außerhalb der militärischen Zone dienten, ging aus den Arbeitsgrundlagen, die ihm zur Verfügung gestellt wurden, nicht hervor; diese Einzelheiten wur­den von anderen Beamten ausgearbeitet, vor denen man die Abfertigungstermine der Züge geheimhielt. Dieses System der Geheimhaltung sollte den Verrat militäri­scher Geheimnisse sowie Sabotageakte verhindern. Die Arbeit, die Rada leistete, war nicht unwichtig; aber sie unterschied sich im Grunde nicht wesentlich von der bürokratischen Arbeit, die ihm in der Tarifabteilung zu­gewiesen worden war. Er hatte zu rechnen; er hatte auch in der Tarifabteilung zu rechnen gehabt. Seine Berech­nungen mußten stimmen; sie hatten auch in der Tarif­abteilung stimmen müssen. Es erleichterte ihn, sein neues Amt und Wirken so harmlos auszulegen, wobei ihm allerdings bewußt war, daß er diese Auslegung nicht ganz ohne Selbsttäuschung aufrechtzuerhalten vermochte, denn die Berechnungen, mit denen er sich befaßte, wa­ren fast durchweg militärische Geheimnisse, von denen der Nachschub der deutschen Truppen abhing. Überdies

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