als alles, was er vor dieser Unterredung gewußt oder befürchtet hatte. Er war versucht, dem Verräter an die Gurgel zu fahren. Aber er zwang sich, ruhig zu scheinen, ruhig zu sein. Er verzichtete auf jedes Wort der Abwehr. Er sagte: ,, Die Zukunft wird zeigen, ob dieser Standpunkt richtig ist. Ich verstehe nichts von Politik." ,, Hast du dich politisch nie betätigt?" Fobichs Stimme verriet ein leises Mißtrauen. ,, Stehst du mehr links oder mehr rechts? Du kannst doch nicht völlig farblos sein." Rada blickte den Fragenden treuherzig an und sagte: ,, Ich bin Familienvater."
Diese Antwort schien Fobich zu belustigen. Er lachte auf, trank noch einen Kognak und sagte: ,, Ich verstehe. Du willst deine Ruhe haben. Du willst nicht mit mir streiten. Gut. Ich billige deine Haltung, ich bin kein Fanatiker, kein politischer Heißsporn. Wenn du mir heute noch nicht recht gibst, wirst du über kurz oder lang anders denken; ich bin von der Richtigkeit meiner realistischen Politik fest überzeugt. Früher oder später wird das ganze tschechische Volk mir rechtgeben, weil es dazu gezwungen sein wird. Deutschlands Übermacht ist zu groß. Hitlers militärischer Macht kann niemand widerstehen. Die westlichen Demokratien hätten uns im Herbst 1938 und am 15. März gewiß gern geholfen, aber sie waren und sind nicht gerüstet. Gegen Hitlers ungeheure Rüstung kann niemand aufkommen. Aber lassen wir das. Ich verlange von dir keine Taten, die in Widerspruch zu deiner Gesinnung stehen. Ich verlange nur, daß du in der Abteilung III ebenso gewissenhaft und pflichteifrig arbeitest wie bisher in der Tarifabteilung. Das genügt mir. Damit ist mir bereits gedient. Die andern, die in meiner Abteilung arbeiten, möchten mich am liebsten umbringen. Ich muß immer fürchten, daß
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