kes sind. Infolgedessen müssen wir uns mit unsrem Schicksal abfinden oder zugrunde gehen. Es ist unser Schicksal, in den mitteleuropäischen Raum eingepfercht zu sein, der von Deutschland beherrscht wird. Auf wen sollen wir uns stützen? Frankreich ist fern. England ist fern. Rußland ist fern. Keine dieser Großmächte wird jemals imstande sein, Deutschland aus Mitteleuropa zu vertreiben oder das große deutsche Volk zu vernichten. 1918 ist Deutschland geschlagen worden. Damals haben wir unsre Republik gegründet, und das Volk Masaryks hat gehofft, daß wir unsre staatliche und nationale Selb­ständigkeit nie mehr verlieren werden. Im vorigen Herbst und am 15. März hat es sich gezeigt, wie wenig reali­stisch diese Hoffnung gewesen ist. Ich bin kein Träumer. In der Politik darf man sich nicht über die Wirklichkeit hinwegsetzen. Deshalb müssen wir uns mit Deutschland auf guten Fuß stellen. Wenn wir den Deutschen ent­gegenkommen, können wir unsre Existenz eher sichern, als wenn wir ihnen ewigen Krieg ansagen. Wir können vielleicht sogar aus Deutschlands Größe Profit ziehen, wenn wir uns mit dem Gedanken abfinden, daß wir dem großdeutschen Lebensraum angehören. Es ist durchaus möglich, daß wir kulturell und wirtschaftlich einer neuen Blütezeit entgegengehen, wenn wir den Widerstand ge­gen die deutsche Hegemonie aufgeben."

Rada hatte mit Abscheu zugehört. Es war ihm unbe­greiflich, daß ein Tscheche sich mit den Nazis, mit ihrem Rassenhaß und Rassendünkel abfand und die Verskla­vung des tschechischen Volkes guthieß. Daß Fobich vor­gab, nicht aus egoistischen Gründen, nicht aus krank­haftem Ehrgeiz, nicht als bezahlter Agent der Mörder und Räuber, sondern aus innerster Überzeugung den Plänen der Deutschen zu dienen, empörte Rada tiefer

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