brecher, weil ich mich den Deutschen zur Verfügung ge­stellt habe. Stimmt's? Sagt man das?"

,, Ja."

Radas Antwort schien Fobich zu befriedigen. Er nickte, er sah nicht mehr verärgert aus. Er sagte: ,, Ich weiß. Und ich weiß auch, daß ich ganz alleinstehe. Auch du hältst mich für einen Verräter. Stimmt's? Du bist ein ehr­licher Mensch, du wirst mich nicht belügen. Also sag ehrlich: Hältst auch du mich für einen Verräter?" ,, Ist es wahr, daß du dich den Deutschen zur Verfügung gestellt hast?"

,, Ja, natürlich. Das weiß doch jeder."

,, Und hältst du selbst dich nicht für einen Verräter?" ,, Nein! Selbstverständlich nicht."

,, Das verstehe ich nicht."

In Radas Worten, Miene und Stimme war ein hilfloses Erstaunen.

Fobich lächelte. Er blickte Rada lächelnd an und sagte: ,, Ich hab es gewußt: Du bist der ehrlichste Mensch auf Gottes Erde .'

Er stand auf, holte Schnäpse und trank ein Glas Ko­gnak. Dann sagte er: ,, Du bist ein politisches Kind. Und ebenso ist das ganze tschechische Volk ein politisches Kind. Wirf einmal einen Blick auf die Landkarte. Wir sind von allen Seiten von Deutschland eingeschlossen. Wir waren schon vor der Annexion Osterreichs so be­drohlich von Deutschland eingeschlossen, daß es purer Wahnsinn war, trotz unsrer unglücklichen geographi­schen Lage auf unser Bündnis mit Frankreich zu bauen. Niemand kann es ändern, daß das große deutsche Volk, ein kriegerisches, eroberungssüchtiges Volk, den größ­ten Teil von Mitteleuropa bewohnt. Niemand kann es ändern, daß wir die kleinen Nachbarn dieses großen Vol­

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