Rada konnte sein grenzenloses Erstaunen nicht verheh­len. Er sagte: ,, Ich weiß nicht, wieso. Ich weiß nicht, warum du gerade mir so viel Vertrauen schenkst."

Fobich lachte auf. Er zeigte wieder die Miene des selbst­bewußten erfolgreichen Mannes, der seine Überlegen­heit nie einbüẞt. ,, Du", sagte er ,,, dich kenne ich genau seit damals. Auf der Moldau damals, knapp dem Tod entronnen, hab ich in deine Augen geblickt. Seit damals kenn ich dich genau. Besser als mich. Es ist kein Scherz, wenn ich sage: Ich kenne dich besser als mich. Ein Mensch mit deinen Augen und mit deinem Gesicht... Lieber Freund, ich mache vielleicht manchen groben Schnitzer; aber auf meine Menschenkenntnis kann ich mich verlassen."

Rada war verblüfft. Wußte Fobich nicht, daß er nicht einen ,, groben Schnitzer" machte, sondern ein Verbre­chen beging, das größte Verbrechen, das denkbar war? Hielt er seinen Verrat am eigenen Volk schlimmstenfalls für einen groben Schnitzer? War er verrückt? Unzurech­nungsfähig? Rada fühlte, daß seine Stirn sich mit Schweiß bedeckte. Er sagte: ,, Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll. Man hört so Verschiedenes, aber man weiß nicht, was man glauben soll. Deshalb fällt es mir schwer, deine Andeutungen zu verstehen."

,, Andeutungen?" Fobich schien enttäuscht und verärgert. ,, Ich mache keine Andeutungen. Ich sage mit der größ­ten Offenheit, was ich denke und was ich für das Rich­tige halte. Ich erkläre es seit dem vorigen Herbst privat und öffentlich bei jeder Gelegenheit. Ich weiß genau, was man dir erzählt hat und was man in jedem einzel­nen Amtszimmer von mir redet. Ich bin ein Verräter, nicht wahr? Das sagt man. Ich bin ein Verräter, weil ich mit den Deutschen zusammenarbeite. Ich bin ein Ver­

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