ner Beamter der Tarifabteilung dienstlich mit dem Chef der Abteilung III in Berührung kommen konnte; nur der Vorstand der Tarifabteilung war berufen, etwaige ge- meinsame Angelegenheiten mit der Abteilung III zu be- sprechen. Demnach war es wahrscheinlich, daß Fobich ein Privatgespräch mit Rada führen wollte. Die Auffor- derung, er möge in der Abteilung Ill erscheinen, hatte aber dienstlich geklungen; Fobich hatte ihn am Tele- phon nicht geduzt, und der Ton war dienstlich-kühl ge- wesen. Es war möglich, daß Fobich diesen Ton ange- schlagen hatte, weil alle Telephongespräche überwacht wurden und er den Deutschen nicht verraten wollte, daß er mit einem kleinen Beamten der Tarifabteilung auf Duzfuß stand. Aber was immer der Grund des An- rufs sein mochte es war ein tief beunruhigendes Er- eignis. Rada, der noch immer glaubte, daß es sein ein- ziges Bestreben sein müsse, unauffällig zu leben, um sich und seine Familie vor Unheil zu bewahren, fürchtete, die auffällige Vorladung oder Einladung werde ein Un- heil besonderer Art auslösen. Er bedachte, daß er vor zweieinhalb Wochen trotz seines Bestrebens, möglichst unauffällig zu leben, gegen seinen Willen Mitwisser eines Geheimnisses geworden war, das ihn und seine Familie jederzeit vernichten konnte. Warum hatte Ha- velka gerade ihn zum Mitwisser dieses Geheimnisses gemacht? Und warum hatte das Schicksal gerade ihn in Verbindung mit dem Sektionschef Fobich gebracht, der nach dem Urteil aller Wissenden der gefährlichste Mensch in dem Ministerium war? Glücklicherweise verband sie kein Geheimnis. Nach einer weiteren halben Stunde wurde Rada in Fobichs Arbeitszimmer geführt. Fobich reichte dem Besucher die Hand und sagte:Setz dich. Rada setzte sich.

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