,, Das ist mein Lebensinhalt. Ich bin für die Existenz meiner Familie verantwortlich. Das ist eine schwere Verantwortung, eine schwere Pflicht. Sie ist besonders jetzt, in diesen Zeiten, so schwer, daß ich mich um nichts andres kümmern kann."
,, Niemand verübelt Ihnen das, Rada."
Wieder trat eine Stille ein, die Rada bedrückte. Er senkte den Blick und sagte: ,, Ich weiß nicht, wie das bei Ihnen ist. Schließlich- auch Sie haben eine Frau und Kinder." ,, Meine Kinder arbeiten auf dem Land, sie sind selbständig, sie brauchen mich nicht. Und meine Frau... Ich bin kein so braver Familienvater wie Sie, Rada. Mir ist der Kampf wichtiger als das Familienleben. Jetzt, seit die Nazis über uns hergefallen sind- Sie wissen, es ist ein Kampf auf Tod und Leben. Die Deutschen haben begonnen, uns zu versklaven. Sie sind entschlossen, uns zu vernichten. Langsam, systematisch, mit deutscher Gründlichkeit." Rada stand erregt auf, ging in dem Zimmer auf und ab und setzte sich wieder. Er sagte: ,, Das ist mir noch nicht so richtig klar geworden. Aber es ist möglich, es ist den Deutschen zuzutrauen." Er fuhr mit beiden Händen über das Tischtuch, viermal, fünfmal, ohne zu wissen, daß er sich bewegte. Er sagte: ,, Ich denke nicht an mich. Was uns älteren Leuten passiert, ist nicht so wichtig. Aber mein Sohn, wissen Sie... Was für eine Zukunft hat er jetzt? Ich kann nicht schlafen, wenn ich daran denke." Havelka nickte: ,, Ich weiß. Aber der einzelne Mensch ist jetzt überhaupt nicht wichtig. Selbst wenn es ein einziger Sohn ist. An diesen Gedanken müssen Sie sich gewöhnen, Rada."
,, Das kann ich nicht", sagte Rada.
,, Das muß jeder können", sagte Havelka. Sein nervöses Gesicht war plötzlich verändert, hart und energisch.
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