immer ein anspruchsloser Mann gewesen war, klagte' nicht und versuchte, auch jetzt noch das Leben erträg- lich zu finden. VieleBeamte des Ministeriums waren in kleine Orte versetzt, pensioniert oder entlassen worden. Rada, Havelka und Beran hielten ihre Posten, Sie hoff- ten, ihr kleines Amtszimmer sei der Aufmerksamkeit der Deutschen , die in allen Ämtern eine„Reinigungsaktion” durchführten, entgangen.
Im Sommer verbreitete sich das Gerücht, daß Hitler Po- len angreifen werde. Die Zeitungen, die schreiben muß- ten, was das Berliner Propagandaministerium ihnen vor- schrieb, behaupteten, die deutsche Minderheit in Polen sei unerträglichen Verfolgungen ausgesetzt. Genauso hat- ten die der Kontrolle des Berliner Propagandaministe- riums unterworfenen deutschen Zeitungen im vergan- genen Sommer und Herbst behauptet, die deutsche Min- derheit in der Tschechoslowakei sei unerträglichen Ver- folgungen ausgesetzt. Die Abteilung III des Ministe- riums, die alle nach dem Osten abgehenden Transporte, organisierte, arbeitete vierundzwanzig Stunden täglich. Jeden Tag gingen große Truppentransporte, die aus Deutschland kamen und Prag berührten, nach dem Osten. Mitte August wurde der Ministerialrat,Dr. Fobich zum Sektionschef ernannt und mit der Leitung dieser Abtei- lung betraut.
Havelka brachte diese Neuigkeit, bevor sie im Amtsblatt verlautbart wurde.„Raten Sie, Rada‘, sagte er,„wer ist der neue Leiter der Abteilung Ill, die im Kriegsfall den gesamten Eisenbahnverkehr dirigieren. wird? Kein deut- scher Beamter. Auch kein deutscher General. Sondern der Herr Ministerialrat Fobich. Vielmehr:’der Herr Sek- tionschef Fobich. Ihr Freund Fobich. Das ist Ihre Schuld, Rada! Warum haben Sie ihm das Leben gerettet? Hät-
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